Die 1980er Jahre
Performance Art – Live Art
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
In den neoavantgardistischen Performances der frühen 1960er Jahre lag der Akzent auf einem Etwas-Machen. Die Demonstration von Geschehen nur als solchem, als (bedeutungs-loses, sinn-leeres) Happening verhöhnte den verknöcherten bürgerlichen Kunstbetrieb, seine Ideologie des unantastbaren, statischen Werkes, insbesondere sein „hochkulturelles“ Theater mit der Privilegierung des Literarischen und des mimetischen Abbildens, der Repräsentation der Dinge. Jetzt, in den 1970er Jahren, konzentrierten sie sich als Performancekunst bzw. Performance Art auf das Machen der Subjekte, des kreativen Individuums, das seine/ihre Bedindlichkeit und gestalterischen Fähigkeiten als kreatives Tun anderen live präsentiert. Der Künstler selbst, seine Präsenz steht im Vordergrund.224 Jede Aufführung soll immer wieder ein anderes darstellerische Ereignis sein, gleichsam eine neue Wirklichkeit – Live Art. 1968 unterstrich Michael Kirby, dass seine Beschreibung der Darstellung von ROOM 706 in Brooklyn zwar teilweise beabsichtige, eine Anleitung für diejenigen zu sein, die die Arbeit erneut kreieren wollen, aber dass sich dann doch die Struktur, selbst der physische Rahmen, verändern würde. Die Integrität des Stückes liege nicht in den besonderen Wörtern und Bildern, sondern „im Konzept und der Art und Weise, in der das Material generiert“ werde.225 Von den Performance-Künstlern habe es zu viel Kraft verlangt, sie zogen sich in ihre Ateliers zurück, so Marina...