Die Vereinten Nationen haben 2022 zum „Internationalen Jahr des Glases“ ausgerufen. Dieses Material ist so omnipräsent, dass es vielleicht gerade deshalb ein besonderes Bewusstsein braucht, um dessen Bedeutung im täglichen Leben zu schärfen. Der Glaschemiker Lothar Wondraczek, Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und deutscher Vertreter im internationalen Lenkungskreis für das UN-Jahr des Glases, beschreibt Glas aufgrund seiner atomaren Struktur als „Unordnung“: „Wir nehmen Glas als feste Struktur wahr und trotzdem hat Glas ganz viele Eigenschaften einer Flüssigkeit.“ So könne man Glas auch als „stehen gebliebene Flüssigkeit“ verstehen, da die Atome die Anordnung einer Flüssigkeit, nicht die eines normalen Feststoffes hätten.1
Auch ohne chemische Kenntnisse macht diese schon fast poetische Beschreibung deutlich, dass es sich um ein besonderes Material handelt, bei dem man vermutlich eher nicht an Marionetten denkt. Vielleicht kommt einem aber Venedig mit seinem berühmten Murano-Glas in den Sinn; und aus eben jenem wurden die Marionetten für den Film „The Secrets of Karbala“ angefertigt.
SCHWER UND FRAGIL
Der ägyptische Künstler Wael Shawky hat in seiner „Cabaret Crusades“-Trilogie die Geschichte der Kreuzzüge aus arabischer Sicht als verfilmtes Marionettentheater dargestellt. Der erste Teil („The Horror Show File“, 2010) entstand mit historischen Holzmarionetten in Italien, der zweite Teil („The Path to...