Sind sie nicht ein bisschen klischeehaft geraten, diese Nazi-Clique und ihre noblen Hintermänner? Nein, diese Typen habe Autor Jakob Arjouni nicht erfunden, bestätigen 15- und 16-Jährige im Dresdner Theater Junge Generation (tjg). Sie lernen in einer Pirnaer Förderschule und haben mit erstaunlich klaren Meinungen und Hinweisen den Probenprozess der Bühnenfassung von „Cherryman jagt Mr. White“ begleitet. „In der Großstadt trifft man sie vielleicht weniger, aber in der Sächsischen Schweiz kennen wir sie“, sprechen sie aus Erfahrung. In deren Abhängigkeit gerät der 18-jährige Rick. Das sensible Waisenkind ist am Rande Berlins im fiktiven Ort Storlitz bei seiner gutmütig-handfesten Tante Bambusch aufgewachsen. Er sucht nicht nur eine Lehrstelle, sondern auch Anschluss. „Bin so müde, allein …“, hat ihm Regisseurin Ania Michaelis, die auch die tjg-Textfassung erstellte, ein Lied geschrieben.
So, wie ihn Nahuel Häfliger auf einnehmende Weise spielt, begegnet Rick den jugendlichen Zuschauern nicht nur als ein Suchender, sondern auch mit Selbstbewusstsein. Er verarbeitet und kompensiert seine Lebenseindrücke mit phantasievollen Comiczeichnungen und stellt so seine Seelenbalance wieder her. Dort jagt er als Cherryman jenen Mr. White, in den sich Nazi-Peiniger Pascal verwandelt. Diese Videos von Conny Klar, an die weiße und als Guckkasten betonte Bühne geworfen, sind ein Ereignis für sich. Aber...