Sie purzeln, rutschen, fallen, sausen über blassblaue Gummitreppenstufen hinunter, gewissermaßen der kleinen Stehlampe mit ihrer extralangen Strippe hinterher ins Off beziehungsweise in Richtung Abgrund. Mit der Lampenschnur hatte einer der scheinbar verrückten Physiker in Friedrich Dürrenmatts Parabel eine Krankenschwester erdrosselt, um seine Identität als Agent einer Supermacht zu tarnen. Doch regelmäßig kurz nach dem furiosen Absturz tauchen sie alle, ob Patient, ob Personal, keuchend, aber mit heilen Knochen oben auf der Treppe wieder auf. Und das Spiel beginnt von vorn. Es ist ein umgekehrter Sisyphus-Effekt, den Christian von Treskows Inszenierung der „Physiker“ am Aachener Theater erzielt, die Welt ist ein Irrenhaus und tanzt dem Abgrund entgegen, aber noch gelingt es ihr nicht, endgültig in ihm zu verschwinden. Er habe sich eher von Dürrenmatts grotesken Zeichnungen als vom Timbre des Textes inspirieren lassen, erklärt von Treskow im Programmheft, die Dialoge seien ja doch ein wenig betulich. Die Thesen des Stücks – die ihr Autor übrigens gar nicht als solche verstanden wissen wollte – sind zweifellos nach wie vor aktuell, nur die ästhetischen Mittel wecken, mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Entstehung, gewisse Zweifel. Die Theatermacher, das betont Generalintendant Michael Schmitz-Aufterbeck im Gespräch, sehen keinen Grund, auf politisch brisante Stoffe wie...