Während die Berliner Bühnen mit Bienenfleß ihre Mißerfolge jenseits des großen Wassers aufstöbern, bemüht sich das rührige Potsdam voll Mut um den Beweis, daß man zu dem gleichen Ergebnis notfalls auch mit einem deutschen Stück kommen kann. Dennoch - man bemüht sich wenigstens, und wenn Fred Dengers mittelalterlich gewandetes Rattenfängerspiel von der „Pest" in Hameln Anno 1284 alles andere als eine Erfüllung wurde, so heißt es uns heute schon hoffen und danken, daß überhaupt einmal ein Dramatiker der jungen Generation Gelegenheit erhielt, sich und sein Werk auf dem Theater zu erproben. Auch dann, wenn er und es die Probe nicht bestanden.
Zwar hat manches auch an diesem neuen Versuch Dengers bühnengerechten Wurf und läßt aufhorchen. Aber bei näherer Betrachtung ist das Zweitgeborene, das er aus einer Mesalliance von 13. und 20. Jahrhundert zeugte, keins von den schönsten Kindern. Sein Anblick enttäuscht um so mehr, als des Verfassers Erstling ‚Wir heißen Euch hoffen', die Reportage von der kranken Jugend, die vor einem Jahr das Deutsche Theater spielte, immerhin zur Anteilnahme zwang und ernsthafte Auseinandersetzung forderte. Um die „Pest" werden keine erregten Debatten stattfinden. Das zweite Stück ist um so viel schwächer als das erste, als Kostüm und Umwelt seiner Menschen Abstand...
