Die rote Regionalbahn hält selbst in den kleinsten Dörfern. Dann rollt der Zug durch beschauliche Landschaften mit Weinreben, Wald und historischen Burgen. Nach Aalen, Baden-Baden, Ulm und Heilbronn führt die Theaterreise. Also eine Tour durch die badenwürttembergische Provinz? Schon der Blick in die Spielpläne der vier so unterschiedlichen Häuser verrät, dass diese Kategorie reichlich verfehlt ist. Denn was die Stadttheater ihrem Publikum bieten, lässt auf einen weiten Horizont schließen. Und auf ein vielschichtiges, begeistertes Publikum, das hungrig ist auf eine lebendige Kultur, die künstlerische Debatten entfacht und politische Diskurse anstachelt.
Theater auf der Straße gehört in Aalen auf der Ostalb zum ästhetischen Konzept. Aus der Not, sich mit provisorischen Spielstätten begnügen zu müssen, macht eines der kleinsten Stadttheater Deutschlands eine Tugend. Beim soziokulturellen Projekt „Boulevard Ulmer Straße“ mischt die Bühne in Kooperation mit anderen Institutionen mit. In der „Gerücheküche“, einem ausgemusterten Bauwagen, servieren die Theatermacher Suppe zur Schauspielkunst. Anwohner des Gewerbegebiets, in dem das Theater im Bürogebäude WIZ seine Hauptspielstätte hat, kommen mittags um zwölf Uhr ebenso zum Essen wie Flüchtlinge oder Menschen, die in den Firmen arbeiten. Kurze Szenen, Lesungen und Lieder regen zum Austausch an. Sprachbarrieren überwinden die Künstler mit ästhetischen Formaten, die Menschen unterschiedlicher Kulturen verbinden.
Künstlerisch...