Akteure
Den Narben begegnen
Die Tänzerin Fine Kwiatkowski im sizilianischen Gibellina
von Heike Albrecht
Erschienen in: Theater der Zeit: ¡Adelante! – Theater aus Iberoamerika (02/2024)
Assoziationen: Europa Tanz Dossier: Kunstinsert
Der Tanz von Fine Kwiatkowkski ist ein künstlerischer Tanz mit den Mitteln der Improvisation. In ihrer Bewegung verkörpert sie ein Spektrum einer auf ihren Körper abgestimmten Bewegungssprache, die auf einer eigenen, selbstbestimmten tänzerischen Entwicklung basiert. Durch ihre Körpersprache erschafft sie Choreografien als Ausdruck für klar lesbare Körperbilder und verbindet diese thematisch mit menschlichen Transformationszuständen. Ihre Arbeiten reflektieren ihre Auseinandersetzungen mit der conditio humana – als einen immerwährenden künstlerischen Dialog, humanistisch, existenzialistisch, der Welt zugewandt.
Ihr Bewegungsreichtum ist hochgradig verdichtet, Zelle für Zelle aktiviert, gegenwärtig in glasklaren Körperlinien. Sie ist in ihrem Ansatz bedingungslos konkret und offenbart „mit ihrer außergewöhnlichen und hochdifferenzierten Körpersprache, dass die Grenzen dessen, was durch Bewegung sagbar ist, noch immer nicht festgeschrieben sind“, so der Saxofonist Urs Leimgruber, der mit Kwiatkowski zusammengearbeitet hat. Es ist ein Tanz, der aufs Tiefste berührt, irritiert, fesselt und eine politische Dimension von Tanz erschafft. Ihre Choreografien sind Ausdruck ihrer individuellen wie auch dem Menschen inhärenten Dringlichkeit, Auseinandersetzungen erfahrbar werden zu lassen.
Außerhalb des konventionellen Tanzes
Fine Kwiatkowskis Tanzwerke werden konsequent interdisziplinär gedacht. Durch die Einbeziehung von filmischen Elementen, Literatur, Musik und bildender Kunst entsteht eine immerwährende Zwiesprache zwischen und mit den Genres. Unbeirrt, selbstbestimmt geht es ihr darum, die Gestaltung von...