Stef Lernous’ Freiburger Uraufführung ist ein sinnliches Gemälde. Es fesselt Auge und Ohr, vereint Spiel und Gesang. Freiburger Schauspieler und Opernsänger bilden zusammen mit Künstlern der belgischen Formation Abattoir Fermé das gemischte Ensemble. Die Freiburger Uraufführung wirkt durch die Kraft des Visuellen. Ein Handlungskontinuum gibt es nicht. Assoziationen sind das Bindeglied zwischen einem opulenten Bilderreichtum und dem Kopfkino der Zuschauer. Jedes Gemälde bedarf allerdings eines Rahmens. „Träumend plant der Geist seine eigene Wirklichkeit“, formulierte Kierkegaard. Das trifft mit Worten sehr präzise, was in Freiburg wortlos funktioniert.
Der Anfang: Eine Frau in typischer Schwarzwaldtracht (Tine Van den Wyngaert) steht vor einem riesigen Bühnenvorhang, auf dem die farbige Zeichnung eines machtvollen Waldes bis zum Bühnenhimmel ragt. Die Farbpalette reicht vom kräftigen Herbstrot bis zu schwarzer Undurchdringlichkeit. Anziehend wirkt das, aber auch gefährlich. Van den Wyngaerts Gesang beschwört die Absolutheit des Traumes. Ihre Darbietung von Roy Orbisons „In Dreams“ gerinnt zum gellenden Schrei. Der Vorhang fällt und wird mit der Sängerin in ein Loch im Bühnenboden gezogen. Die Sicht auf eine albtraumhafte Szenerie wird frei: eine hölzerne Schwarzwaldstube, die Sven van Kuijk wie ein Filmset mit einer unendlichen Fülle an Details ausgestattet hat, samt Versatzstücken ländlicher Tradition wie Herrgottswinkel, Hirschgeweih und Ofen. Diese...