Gespräch
Zeichnungen halten das Gefühl besser fest
Die Künstlerin Charlie Casanova zeichnet und malt ihre Theaterdokumentationen
von Charlie Cassanova und Thomas Irmer
Assoziationen: Akteur:innen Dossier: Kunstinsert Herbert Fritsch

Du dokumentierst Inszenierungen in Zeichnungen. Wie ist es dazu gekommen?
Charlie Casanova: Wenn ich als Kind nicht am Klavier saß, hatte ich entweder meine Kamera oder Stift und Block in der Hand. Die Faszination für Bühne und Darstellende Kunst war ebenfalls sehr früh und elementar. Schon mit sechs Jahren habe ich Libretti und Sketche auswendig gelernt und alle mit meinen Imitationen genervt. Tagebuch habe ich nie geführt, aber ständig Ideen, Formulierungen und lustige Sätze anderer (mit Datum und Uhrzeit) aufgeschrieben. Man hat mich quasi nie ohne Notizbuch gesehen. Dies hat sich bis heute nicht geändert.
Das Theater hat mir in Zeiten einer tiefgreifenden persönlichen Krise die letztmögliche Zuflucht geboten. Das Mitschreiben und -zeichnen im Zuschauerraum war anfangs außerdem ein Mittel der Fokussierung auf das Gesehene, während mir dessen Genuss nicht möglich war. Als dieser sich langsam wiederherstellte, wurde mein Denken freier, und individuelle Zeichenstile konnten sich entwickeln. Seit 2018 habe ich unzählige Hefte gefüllt, in die immer auch Theaterkarten, Schnipsel und kleine Gegenstände eingeklebt wurden.
Was reizt dich daran, dies im digitalen Zeitalter zu tun, wo beinahe jeder kleine Schritt einer Theaterarbeit in Fotos und Filmen dokumentiert wird?
CC: Ist das so? I’m not sure about that! Die erste Inszenierung,...

















