„Dieser männliche Mut!“, „dieser feurige Geist!“ – wenn Papa Moor über den älteren der beiden Söhne spricht, dann erhellt sich sein Gesicht, und neuer Lebensmut fährt in seinen Körper. Was kann der Nachwuchs einen doch stolz machen! Zumindest einer der Sprösslinge. Über dem anderen, weniger hübsch und weniger aufregend, liegt indes zeitlebens der Schatten. Franz war immer das Mauerblümchen, dem niemand Beachtung noch Zuneigung schenkte. In Friedrich Schillers „Die Räuber“ nimmt er ausgiebig Rache. Mit Gregor Schulz steht am Salzburger Landestheater dafür ein Schauspieler ein, dem die Entschlossenheit zur (Selbst-)Zerstörung nur so aus den Augen funkelt. Innerlich gestählt wie der heimkehrende Soldat Nicholas Brody in der US-Serie „Homeland“: einschlagende Blicke, geharnischte Bewegungen, keine verschwendete Geste, perfekte Verstellung bis in die roten Haarspitzen. Im ersten Akt sind diese noch adrett zu Stirnfransen gebügelt, am Ende dann dynamisch hochgeföhnt.
Sturmfrisur trägt hingegen Karl (Skye MacDonald). Und um Sturm geht es auch, genauer: um die literarische Epoche des Sturm und Drang (Uraufführung war 1782) beziehungsweise die Zeit der Aufklärung, die zur Mündigkeit aufrief und den freien Einsatz des Verstandes propagierte. Beide Brüder handeln danach, auf völlig unterschiedliche Weise, um sich von Zwängen und Vorschriften zu befreien: Karl, der studierte Libertin, bildet außerhalb der...