Peter Carp und sein Team begreifen das Freiburger Theater auch in der zweiten Spielzeit als „Weltempfänger“. Dieses Kommunikationsbild aus den Anfängen des Radios vereint die Zuschauer als Empfänger mit internationalen Regisseurinnen und Regisseuren als Sender. In Freiburg inszenieren mit dem Belgier Stef Lernous oder dem Iraner Amir Reza Koohestani bereits am Theater Oberhausen bewährte Kräfte. Neue Sendeplätze gingen etwa an die Polin Ewelina Marciniak oder an den Slowenen Jernej Lorenci, den Träger des Europäischen Theaterpreises für neue theatrale Realitäten. Der Radar überregionaler Aufmerksamkeit ist Carp sehr wichtig. Insbesondere im Großen Haus bleibt der Ehrgeiz spürbar, den großen Wurf zu landen. Wen der Freiburger Intendant als langjähriger und ausgewiesener Spezialist für internationale Regie sich entwickeln lässt, der kann – wenn es gut läuft – vielleicht eine oder zwei Spielzeiten später an den großen Häusern inszenieren. Carps Energie gilt vielversprechenden Künstlern, nicht Konzepten.
Ein Blick auf die beiden aktuellen Inszenierungen Marciniaks und Lorencis zeigt, welche Theatermittel dabei hoch im Kurs stehen: Bildhaftigkeit und Narration. Lorenci adaptiert mit „Das Nibelungenlied“ eine der großen europäischen Erzählungen, und das auf diskursive Weise. Die Narration, indes nicht im klassisch psychologischen Sinne, steht bei ihm im Mittelpunkt: Schauspieler in ihrer Rolle als Schauspieler betreten die Bühne, setzen...