„Der Kirschgarten“ ist ein rätselhaftes Stück. Vordergründig handelt es von einer ehemals wohlhabenden Familie, die nach Jahren ihr verschuldetes Gut und den dazugehörigen Kirschgarten – eine Sehenswürdigkeit in der Gegend – aufgeben muss, weil sie sich beides nicht mehr leisten kann. Die Erinnerungen an früher tränken, ja ertränken ihn fast. Ersteigern wird Gut und Garten ein Emporkömmling, ein ehemaliger Leibeigener der Familie, jetzt erfolgreicher Kaufmann. Das neue Geld übernimmt, das alte muss gehen, der Kirschgarten wird gefällt. Das Stück ist ein Abgesang auf träges Nichtstun, verstörend verpasste Gelegenheiten. Es gibt auch noch eine seltsame zweite Ebene in dem Stück, in einer Regieanweisung heißt es, „Plötzlich ertönt ein entfernter Laut, wie vom Himmel herunter, der Laut einer zerrissenen Saite“. Die Gruppe schwärmerischer, träumender Menschen reagiert verständnislos. „Was war das“. Das Stück durchziehen fast unwirkliche, unlogische Elemente, die die Frage aufwerfen: Geht es wirklich nur um die Menschen, um Sprache?
Es wirkt so, als hätte Katie Mitchell dieser un-psychologischen, unheimlich-klanglichen Ebene Tür und Tor geöffnet. Sie erzählt das Stück so, als würden wir es durch die Ohren der Kirschbäume hören. Ein radikaler Perspektivwechsel, er beginnt mit der Überschrift, „Wenn wir weiter die Natur misshandeln, wird sie kollabieren und wir mit ihr.“ Deutlicher,...