„Work hard, play hard?“
Zusammen Wachsen am Theater Erlangen
von Susanne Ziegler
Erschienen in: Spielen, was ist – 15 Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen (06/2024)
Assoziationen: Dossier: Tarife & Theater Theater Erlangen
Wenn Theaterleute von ihrem Beruf erzählen, von ihren Arbeitszeiten, schwierigen Proben, den verhaltensoriginellen Kolleg*innen, oftmals hierarchischen Strukturen, und, ja, auch von ihrem Gehalt, dann ernten sie häufig ungläubiges Staunen. Das sei eben nur etwas für Idealisten, deren Leidenschaft das Theater sei, hört man dann. Dass an einem Theater sehr gut ausgebildete, hochspezialisierte Menschen ihren Dienst tun, ist weithin nicht bekannt. Sollte es immer so bleiben und Mitarbeitende als illustrer Haufen unterbezahlter, aber irgendwie glücklicher Kreativer von Politik und Gesellschaft wahrgenommen werden?
Es kam anders: Fernab der breiten Öffentlichkeit wurde 2015 an einem Oldenburger Küchentisch eine Revolution gestartet, deren Ideen sich rasch in der gesamten deutschen Theaterlandschaft verbreiteten und von denen Theaterschaffende bis heute profitieren – das ensemble-netzwerk wurde gegründet. Im Zentrum der Bewegung um Lisa Jopt (heute Vorsitzende der erstarkten Bühnengenossenschaft) stand die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Erhöhung der Mindestgage (damals 1.765 € , heute 3.110 € brutto), mehr Mitspracherecht des Ensembles bei künstlerischen Fragen und der Abbau von verfestigten Machtstrukturen.
Auch in Erlangen wehte der Geist des Aufbruchs. Mitarbeitende fuhren zu konspirativ anmutenden Tagungen des Netzwerks auf Bauernhöfe im Nirgendwo, um dort mit Gleichgesinnten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Mitbestimmung beim Spielplan oder probenfreie Samstage zu diskutieren....