Die Bühne, ein liegendes Kreuz, von flackernden Glühlampen umrandet – Rummelplatz der Ideologien und Intrigen (Bühne Thilo Reuther). Später fährt der eiserne Vorhang hinunter, der ist aus Wellblech, und plötzlich liegt die schäbige Szenerie vor uns: das Ghetto der Verschwörung. Dann wieder weitet sie sich, aber alle Schlachten sind längst verloren – ein Pferdekadaver hängt kopfüber vom Bühnenhimmel herab, effektvoll von einer Lanze durchbohrt.
Wir sind mittendrin in Schillers „Wal- lenstein“, alle drei Teile hintereinander, ein Marathon für Schauspieler und Zuschauer – über viereinhalb Stunden konzentrierte Schiller’sche Verssprache. „Hier ist kein Glanz, als der von Waffen!“ Damit scheint alles gesagt über Wallenstein und sein kriegerisches Gefolge. Ein Männerspiel aus Macht- und Mordfantasien. Wenn von Frieden die Rede ist, dann fühlen sie sich alle in ihrer kriegerischen Existenz bedroht. Schiller kehrte mit dem von Goethe 1798/99 in Weimar zur Uraufführung gebrachten „Wallenstein“ triumphal als Bühnenautor zurück. Denn seit dem „Don Carlos“ waren bereits zehn Jahre vergangen, in denen er Professor in Jena war. Nicht umsonst, wie seine „Geschichte des Dreißigjährigen Krieges“ zeigt. Er wusste nun, dieser Krieg steht vor uns als Urkatastrophe des modernen Europa, das sich im 17. Jahrhundert aus den dunklen Schatten, die er warf, herauszuarbeiten begann.
Dominique Horwitz...