Paweł Łysak, im Februar und März dieses Jahres kam es an Ihrem Theater, dem Teatr Powszechny in Warschau, im Umfeld der Inszenierung „Der Fluch“ zu teils gewalttätigen Protesten. Das Stück von Stanisław Wyspiański ist ein polnischer Klassiker, inszeniert hatte es Oliver Frljić. Was genau ist da passiert?
Wir haben Oliver Frljić als durchaus streitbaren Regisseur für die Inszenierung von Stanisław Wyspiańskis „Fluch“ eingeladen. Die Rolle der katholischen Kirche ist ein wichtiges Thema in Polen, das auch unser Theater beschäftigt. An den Proben waren unsere Dramaturgen beteiligt, der kroatische Regisseur arbeitete in der ersten Phase vor allem mit Improvisationen der Schauspieler zu den Themen des Stücks. So flossen in die Inszenierung auch gegenwärtige Erfahrungen ein. Dass es Probleme geben könnte, war zu erwarten. Was sich dann abspielte, hat uns allerdings überrascht. Zwei Tage nach der Premiere wurden dem Staatsfernsehen heimlich gemachte Videoaufnahmen zugespielt. Die Ausschnitte gaben ein völlig verzerrtes Bild der Inszenierung wieder, und es war auch klar, dass sich dieser Bericht gegen die Bürgermeisterin von Warschau richtete, die unser Theater finanziert. Es gab also einen politischen Kontext außerhalb der Inszenierung. Die Proteste aber hat dieser Fernsehbericht ausgelöst. Sie wurden vor allem von nationalistischen und kirchennahen Organisationen getragen. Hinzu kamen ermunternde...