Man sollte meinen, das Feuilleton, die Kultur und die sie transzendierenden Künste seien insgeheim Verbündete. Die kritisch- dialektische Wechselwirkung zwischen Schaffenden und professionell Rezipierenden befördert Bewegung. Das ewige Unverstandensein der Künste gehört zu diesem Spiel ebenso wie die ewige Besserwisserei derer, die es nie gekonnt haben, sich aber nicht weinend aus diesem Bund stehlen wollten. Goethes „Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.“ illustriert nur, wie sehr beide Seiten einander brauchen. Weil sie im Grunde dasselbe meinen. Sollte man meinen.
Zumindest sollten aber Attacken von Muffeln, Banausen und Barbaren auf den vermeintlichen Ballast verzichtbarer Kulturförderung zusammenschweißen. Nun empfiehlt aber ausgerechnet der Feuilletonchef der Sächsischen Zeitung der seuchengestressten Kultur etwas mehr Demut, „Abschied von alten Selbstgewissheiten“ und weniger Dünkel. „Sachsens Kultur kann aus der Krise lernen“, war eine lange Kolumne von Marcus Thielking auf der ersten Seite der Wochenendausgabe Mitte Januar überschrieben. Lernen solle sie wie Kirchen, Volksparteien, Gewerkschaften und auch Zeitungen (sic!) vor allem, „dass die Zeiten ihrer Massenwirksamkeit vorbei sind“. Die existenzbedrohende Lage von Künstlerinnen und Künstlern, die Lage des Kulturbetriebs insgesamt unterscheide sich nicht von der der Sportvereine, Hotels oder Kosmetikstudios. Die Coronakrise habe gezeigt, „dass all die großen Worte vom besonderen gesellschaftlichen Stellenwert der Künste...