Mit eindrücklichem Theaterdonner als programmatischem Versprechen die Aufmerksamkeit des Publikums nach der Sommerpause zurückzugewinnen ist Aufgabe der Saisoneröffnungsproduktion. Klug vorbereitet schien das Theater Bremen. Es engagierte die als super feministisch, super lustvoll durchgeknallt geltende Jungregisseurin Pınar Karabulut, die mit ihrer Vorliebe für trashiges Poptheater eine „humanoide Komödie“ des im Iran geborenen und seit 2001 in Deutschland lebenden Autors Mehdi Moradpour unter dem Titel „Attentat oder frische Blumen für Carl Ludwig“ zur Uraufführung bringen sollte. Bettina Werner entwarf ihr in einem Fantasierausch extravagante Kostüme einer ausgeflippt dystopischen Zukunft. Bettina Pommer stellte unter ein Kettenkarussell und Planeten-Ballons eine Anrichte für Schaumweinkelche auf die Bühne – als prunkvollen Altar der Sektschlürfer. Vor diesem verneigt sich nun ein mönchisch vermummtes Darstellerquartett zur Anbetung. Die Szene glitzert und wird aus dem Boden benebelt. Optisch ist also alles reizvoll vorbereitet. Schon beginnt die Rede vom weltverdunkelnden Vulkanausbruch auf Indonesien des Jahres 1815; Hunger, Seuchen, Auswanderung, Revolutionen sollen die Folge gewesen sein. „Wir sind archaische Wesen, steinzeitliche Visitenkarten“, so stellen sich Zeitzeugen der umweltverschmutzenden Naturkatastrophe vor: ein Chor der Staubflocken. Der will zum Zeitpunkt der Handlung, 2067, durch einen „summer of love“ wirbeln, wie Moradpour schreibt, während eine Friedensparty unter Palmen im dank Klimawandel als Hafenstadt reüssierenden...