Lutz Hübner, Sarah Nemitz, wie haben Sie den Stoff für „Furor“, ein Kammerspiel über rechtes Denken und das Versagen der Politik, gefunden? Wie hat sich das Stück, ein Auftrag des Schauspiels Frankfurt, entwickelt?
Sarah Nemitz: Wir arbeiten seit vielen Jahren eng mit Anselm Weber zusammen (dem Intendanten des Schauspiels Frankfurt und Regisseur der Uraufführung; Anm. d. Red.). Auch in diesem Fall war klar, dass das Stück mit ihm gemeinsam entstehen soll. Am Anfang einer Stückentwicklung finden immer lange Gespräche über mögliche Themen statt, ein Brainstorming.
Lutz Hübner: Wobei wir nicht sofort auf diese Geschichte kamen. Über Umwege waren wir bei der Frage gelandet, wie sich das rechte Denken über die Jahre verändert hat. Und wie es sich in der Öffentlichkeit manifestiert. Die erste Beobachtung war, dass es sich über die grölenden Nazis hinaus zu einer seltsamen Rittergut-Herrenreiter-Szene entwickelt hat. Oder nehmen wir das Phänomen der „Identitären“, die eher mit linken Guerillamethoden arbeiten …
Nemitz: … zu finden in einem eher studentischen Milieu, in dem man zuvor rechtes Denken nicht unbedingt verortet hätte.
Hübner: Marc Jongen, AfD-Politiker und ehemaliger Mitarbeiter von Peter Sloterdijk, hat gerade gesagt, dass sich das rechte Denken intellektualisiert. So kommt die „Konservative Revolution“ gewissermaßen wieder durch...