„Manus manum lavat“ – für den Latein-Liebhaber Franz Josef Strauß war diese römische Redensart nicht nur eine Floskel, sondern Prinzip seiner politischen Praxis. Jene Art der gerissenen Geschäftstüchtigkeit, bei der eine Hand die andere wäscht und die anderenorts unter Vetternwirtschaft firmiert, bezeichnet man in Bayern als Spezlwirtschaft. Als bayerischer Ministerpräsident (1978–1988) war Strauß nicht nur Regierungschef eines Bundeslandes, sondern auch Herrscher über ein Spezlwirtschaftsimperium globalen Ausmaßes. Beste Beziehungen knüpfte er zum Beispiel nach Togo, wovon Unternehmen wie der Rosenheimer Fleischgroßhandel Marox profitierten. Dessen Inhaber Josef März war ein Intimus des Metzgersohns Strauß. Die Konzerntochter Marox Afrique verdiente mit Viehhandel und Bierexport prächtig in Togo. Strauß selbst pflegte eine Duzfreundschaft zu Diktator Gnassingbé Eyadéma, die er in die Worte „Wir Schwarzen müssen zusammenhalten“ kleidete. Weil er sich ebenso gut auf solche zünftigen Sprüche wie auf lateinische Zitate verstand, wurde Strauß zum CSU-Idol. Dabei stört sich die immer noch existente FJS-Fangemeinde bis heute nicht im Geringsten daran, dass die Rede vom Zusammenhalt unter Schwarzen reichlich unverfroren eine Augenhöhe zwischen Deutschland und der einstigen Kolonie unterstellt, die das eklatante reale Machtgefälle verschleiert.
Strauß’ Ausspruch ist nun Titel eines Theaterstücks an den Münchner Kammerspielen, das Regisseur Jan-Christoph Gockel mit Künstlerinnen und Künstlern aus Deutschland...