Lucia Bihler: Exaltiertheit
Assoziationen: Lucia Bihler
Für Lucia Bihlers künstlerische Arbeit sind, wie aus ihrer oben zitierten Aussage hervorgeht, Schauspieler:innen, die ›formal arbeiten‹ und ›die Form füllen‹ können, essentiell. Diese Suche nach Formstärke im Schauspiel erklärt sie wie folgt:
Ich glaube nicht an ›authentisches‹ Spiel, sondern an Verfremdung, an Körper als Ausdruck verschiedener Zustände und in sie eingeschriebene gesellschaftliche Verhältnisse. Wir sind alle Produkte sozialer und marktwirtschaftlicher Regeln. Mich interessiert es, diese Strukturen und Mechanismen in den Körpern zu zeigen, dadurch offenzulegen und sichtbar zu machen. […] Die Körper in meinen Inszenierungen sind niemals nur ›da‹. Sie sind niemals ungestaltet. Sie sind immer Ausdruck einer Welt, sie sind exaltiert, verzerrt, vergrößert, komisch, verschoben, gedrückt, wesenhaft. […] Ich würde sagen, dass ich immer auf der Suche bin, nach einer ganz bestimmten eigenen Welt auf der Bühne, die ein sinnlicher Ausdruck für mein jeweiliges inhaltliches Anliegen ist.122
Das formale und Form füllende Spiel ihrer Schauspieler:innen setzt Bihler also einem ›authentischen‹ Spiel gegenüber. Für das formale Spiel fokussiert sie den Körper, der verfremdet und ausdrückt, was sonst im Verborgenen bleibt. Der Körper selbst wird dabei gestaltet, also geformt, um so ›eigene Welten‹ zu evozieren, die ein inhaltliches Anliegen sinnlich zum Ausdruck bringen. Das heißt, der formale Prozess findet...