Zur Kritik der Marxschen Ökonomie
von Adolf Dresen
Erschienen in: Recherchen 93: Der Einzelne und das Ganze – Zur Kritik der Marxschen Ökonomie (05/2012)
Der wichtigste Widerspruch der historischen Praxis zur marxistischen Theorie, von dem sich alle andern ableiten, ist, daß in den Ländern des entwickelten Kapitalismus die proletarische Revolution bisher ausblieb, während Revolutionen, die sich als die von Marx erwarteten begreifen, in Ländern stattfanden, in denen es kaum eine kapitalistische Entwicklung gab. Dieser Geschichtsverlauf ist von Marx her nicht zu verstehen, seit dreißig Jahren wird daher einerseits der alsbaldige Untergang des Kapitalismus, andererseits der nun endgültige Aufbau des Kommunismus erwartet, bis man für das, was da nicht aufging, das Wort „Übergangsperiode“ fand. [Für] Marx ist das eine ganz unmittelbar die Lösung des andern, alle Entfremdung kulminiert im entwickelten Kapitalverhältnis und wird mit ihm zugleich aufgehoben, Kommunismus ist nichts als die positive Aufhebung des Kapitalismus. Marx findet, „daß die äußerste Form der Entfremdung, worin, im Verhältnis des Kapitals zur Lohnarbeit, die Arbeit, die produktive Tätigkeit zu ihren eignen Bedingungen und ihrem eignen Produkt erscheint, ein notwendiger Durchgangspunkt ist – und daher in sich, nur noch in verkehrter, auf den Kopf gestellter Form schon enthält die Auflösung aller bornierten Voraussetzungen der Produktion, und vielmehr die unbedingten Voraussetzungen der Produktion schafft und herstellt, daher die vollen materiellen Bedingungen für die totale, universelle...