Magazin
Brückenbauer und Zeitreisender
Zum Tod Tomaž Pandurs
von Thomas Irmer
Erschienen in: Theater der Zeit: Isabelle Huppert: Exklusiv im Gespräch (06/2016)
Völlig unerwartet starb der slowenische Regisseur Tomaž Pandur am 12. April dieses Jahres – Herzinfarkt auf der Probe zu „Lear“ in Skopje.
1963 in die goldene Zeit Jugoslawiens hineingeboren, wuchs Pandur in Maribor auf und wurde in den besonders in Slowenien von neuen Kunstbewegungen durchströmten 1980er Jahren an der Akademie für Theater, Radio, Film und Fernsehen in Ljubljana ausgebildet. Schon seine erste Inszenierung „Scheherezade“ machte 1988 derart Furore, dass er ein Jahr später in Maribor zum wahrscheinlich jüngsten Intendanten in ganz Europa berufen wurde.
Ausgerechnet während des Zerfalls von Jugoslawien führte er das Nationaltheater Maribor – de facto das Stadttheater einer Regionalhauptstadt – zu internationaler Beachtung. Seine eigenen Arbeiten wie „Hamlet“ und „Faust“, auch eine erste Variante seiner später spektakulären Dante-Adaptionen waren traumhafte Zeitreisen mit klassischen Texten. Für die Theaterszene des nun unabhängigen Sloweniens wirkte es beflügelnd, dass man durch einen 30-jährigen Regisseur in der Welt vertreten war, der zugleich auch die Theaterwelt ins beschauliche Maribor brachte.
Dennoch war diese Periode 1996 abrupt beendet, als er das Intendantenamt nach einer Kontroverse wegen Etatüberziehungen niederlegte und in die USA ging. Pandur bereitete sich dort auf eine breit angelegte Arbeit in verschiedenen Theatern Europas vor, zu denen schließlich auch das Thalia Theater...