Wo ist denn hier der Himmel? Von dem heißt es in Brechts „Baal“ schließlich, er sei „so groß und weit und fahl / blau und nackt und ungeheuer wundersam“. Selbst Rainer Werner Fassbinder schwankt zu diesen Zeilen in Volker Schlöndorffs Verfilmung von 1969 in speckiger Lederjacke, Kippe im Mundwinkel, über irgendeinen öden Feldweg – nur den Himmel noch als trunkselig bösen Bundesgenossen.
In der Leipziger Inszenierung von Nuran David Calis aber gibt es keine Fluchtwege mehr für Baal, auch nicht in den Himmel, dafür hat Irina Schicketanz mit ihrem Bühnenbild gesorgt. In gewisser Weise nimmt sie damit Fassbinders Anti-Theateransatz auf, nur eben auf wundersame Weise artifiziell. Natur ist Lüge!, das signalisiert ihr Bühnenbild, das Baal in eine Anstaltsszenerie versetzt. Eine unerträgliche Enge herrscht hier. Lauter Wände, die die Bühne in eine Art Zelle verwandeln, oder Schlimmeres noch, worauf die kalten Kacheln an Wänden und Boden deuten: in ein Schlachthaus!
Seit zwölf Jahren arbeitet Irina Schicketanz fast ausschließlich mit Nuran David Calis zusammen, den sie als Absolventen der Otto Falckenberg Schule in München kennenlernte. Der ständig zwischen Fremdheit und Anverwandlung oszillierende Blick des jungen Regisseurs mit den armenischtürkisch-jüdischen Wurzeln war ihr nah.
Mit „Baal“ beschlossen sie, die Künstlichkeit auf die Spitze...