Stopp Bratschen-Shaming now!“ Das fordert Mareike Beykrich in „Olympiapark in the Dark“, der neuesten Inszenierung von Thom Luz, und hält ein feierliches Plädoyer für ein verkanntes Instrument. Klar, ohne Bratsche würde dem Orchesterklang etwas fehlen. Und doch richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem: auf die erste Geige.
Die hätte im Konzert der Eröffnungspremieren zum Start der Intendanz von Andreas Beck am Münchner Residenztheater Simon Stone spielen sollen. Mit seiner Technik der vergegenwärtigenden Überschreibung von Klassikern war der australische Regisseur bereits in Becks erfolgreichen Jahren am Theater Basel ein Schlüsselspieler. In München nun hätte er unter dem Titel „Wir sind hier aufgewacht“ Marivaux’ „Der Streit“ und Calderón de la Barcas „Das Leben ein Traum“ zu einem Update verquicken sollen. Die Proben hatten längst begonnen, da kam Kunde aus Kalifornien: Netflix sagte Stone überraschend die Finanzierung eines lang geplanten Filmprojekts zu, das zuletzt auf Eis gelegen hatte. Der machte sich umgehend auf den Weg nach Amerika. Er hinterließ ein auf der Homepage des Theaters nachzulesendes Statement, in dem er „with apologies and love“ beim Publikum Abbitte leistet, sowie eine entsetzliche Lücke im Auftaktprogramm, die sich mit der vorgezogenen München-Premiere von Antonio Latellas „Drei Musketiere“ zwar terminlich, aber kaum inhaltlich stopfen ließ. Latellas...