Die wiederentdeckte Theatralität
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 114: Fiebach – Theater. Wissen. Machen. (06/2014)
Joachim Fiebach hat mir das Tor zur Welt des afrikanischen Theaters geöffnet. Während meines Theaterwissenschaftsstudiums an der Humboldt- Universität lehrte er, obwohl schon emeritiert, Seminare über die europäische Theateravantgarde, die mich so sehr fesselten, dass ich mich abends in die Bibliothek in der Sophienstraße setzte und seine Werke verschlang. Darunter befand sich auch Die Toten als die Macht der Lebenden. Zur Theorie und Geschichte von Theater in Afrika (1986). Wenige Monate nach der Lektüre studierte ich in Kapstadt, einige Jahre später promovierte ich bei Flora Veit-Wild über Theater in Zimbabwe und arbeite seit einem Jahr im ERC-Forschungsprojekt The Aesthetics of Applied Theatre von Matthias Warstat an der Freien Universität, zuständig für die Region Afrika. Nun bin ich nicht nur dort angelangt, wo mich meine Lektüre von Die Toten als die Macht der Lebenden hinführte: ein Experte für afrikanisches Theater, sondern auch dort, wo Fiebach seit einigen Jahren jeden Dienstag Seminare und Vorlesungen hält: in der Berliner Grunewaldstraße. Und stolz, ihn dort zu treffen. Anlässlich dieses Buches habe ich Die Toten nach zehn Jahren noch einmal „durchgearbeitet“ und war, nachdem ich viele andere Werke über afrikanisches Theater gelesen habe, nicht nur beeindruckt, sondern von dem wissenschaftlichen Fokus und der Art der...