Holger Bülow sieht, wenn er sich verbeugt, immer ein bisschen überrascht aus. Als würde er sich wundern, dass die Leute klatschen. Neulich, es war nach einer Vorstellung von „Supergute Tage“ (Regie Stefan Otteni), da wollte das Potsdamer Publikum gar nicht mehr aufhören mit dem Klatschen. Und Holger Bülow freute sich, als erlebte er es zum ersten Mal.
Dabei war es die 14. Vorstellung. Seit seinem Engagement am Hans Otto Theater 2009, Holger Bülows zweite Station nach dem Auftakt in Hannover, spielt er große und ganz große Rollen. In „Der Turm“, der Inszenierung, mit der Intendant Tobias Wellemeyer sich nach einem zähen Beginn 2010 endlich das Potsdamer Publikum erwärmte, war Holger Bülow Christian. Zweifelnd, selbstzweifelnd, folgsam, ohne folgen zu wollen. Bürgersöhnchen, Soldat und Chronist. Er trägt den Abend, aus seiner Perspektive wird das epischdüstere Märchen, als das Uwe Tellkamp die DDR beschreibt, erzählt.
Holger Bülow blieb in Potsdam der gute Junge (den Christian spielt er immer noch) und wurde zugleich zu dessen Kehrseite, zum mal spitzbübischen, mal abgründigen Bösewicht. Er war Volpones gehässiger Widerpart Mosca (Regie Tobias Wellemeyer), war Dennis Kellys diabolisch-banaler Gorge Mastromas und 2014 dann, konsequent, Mephisto (Regie Alexander Nerlich). Geschmeidig, verführerisch, einer unter eiskaltem Strom. Einer, der Silben...