Auftritt
Bayerische Staatsoper München: Unerfüllte Erwartung
Nach „Dido and Aeneas“ von Henry Purcell und „Erwartung“ von Arnold Schönberg – Musikalische Leitung Andrew Manze, Inszenierung Krzysztof Warlikowski, Bühne und Kostüm Małgorzata Szczęśniak
Assoziationen: Bayern Theaterkritiken Musiktheater Krzysztof Warlikowski Bayerische Staatsoper München
Mythos trifft auf Psychoanalyse. Frühbarock auf spätromantischen Expressionismus. Und dazwischen zehn Minuten Techno. So könnte man die Doppelpremiere an der Bayerischen Staatsoper mit Henry Purcells einziger „richtiger“ Oper „Dido and Aeneas“ (1688/89) nach Vergils Aeneis und Arnold Schönbergs Monodram „Erwartung“ von 1909 umschreiben. Über zwei Jahrhunderte Musikgeschichte trennen die beiden Werke, stilistisch, ästhetisch, klanglich. Und doch verbindet die beiden Opern ein Sujet: Zwei Frauen mit ihren Träumen und Ängsten und ihrer Geschichte um unerfüllte Liebe und Tod.
In der Welt des Regisseurs Krzysztof Warlikowski gibt’s keine Helden und keine Herrscher. Königin Dido von Karthago (Sopran Aušrinė Stundytė) ist für ihn nicht mehr als eine labile etwas derangierte Frau, und der Prinz von Troja Aeneas (Bariton Günter Papendell), den die Götter einst mit der Mission betrauten, in Latium ein neues Reich zu gründen, ein Hippie mit Schlaghosen und Hang zum Alkohol und anderen Substanzen. Didos Palast ist nun ein funktionaler Bungalow aus den 1970ern inmitten einer auf einer Leinwand projizierten einsamen Waldlandschaft. Entmystifizierung, Entzauberung, Ironie als Regie-Konzept? Oder vielmehr simples Desinteresse des Regisseurs an seinen Figuren, deren Beziehungen und inneren Konflikten? Aus der Musik heraus setzt Warlikowski das Werk jedenfalls nicht in Szene, und auch nicht aus der Motivation seiner Figuren,...
Erschienen am 8.2.2023
