Stück
Der Mensch ist ein Anderer (Premierenfassung)
Eine Stückentwicklung mit den CyberRäubern und Neuronalen Netzwerken
von CyberRäuber
Erschienen in: Theater der Zeit: BRACK IMPERieT – „Hedda Gabler“ von Vegard Vinge und Ida Müller in Oslo (09/2022)
Assoziationen: Dramatik
Achtung! Text beginnt:
Drei
Zwei
Eins
Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in den Wald, und begegnete ihm da eine alte Frau, die wußte seinen Jammer schon und schenkte ihm ein Töpfchen, zu dem sollt es sagen: „Töpfchen, koche“, so kochte es guten, süßen Hirsebrei, und wenn es sagte: „Töpfchen, steh“, so hörte es wieder auf zu kochen.
Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und nun waren sie ihrer Armut und ihres Hungers ledig und aßen süßen Brei, sooft sie wollten.
Auf eine Zeit war das Mädchen ausgegangen, da sprach die Mutter: „Töpfchen, koche, so viel ich will.“ Aber das Töpfchen blieb stumm. Da ward die Mutter bös und wollte den Topf in den Brunnen werfen, da kam das Mädchen heim und bat die Mutter, ihr den Topf zu lassen. „Ich will doch sehen, ob er noch gut ist“, sagte sie, ging hinaus und rief: „Töpfchen, koche, so viel ich will.“ Und es kochte ihr einen guten Brei, und wenn sie sagte: „Töpfchen, steh“, so hörte es wieder auf zu kochen. Da ward die Mutter wieder gut und ließ dem Kind den Topf.
Das Mädchen ging wieder hinaus in den Wald und sagte zu dem Töpfchen: „Töpfchen, koche“, aber es wollte nicht mehr kochen. Da ging es zu einem alten Männlein und begehrte von ihm ein neues Töpfchen.
Auf eine Zeit war das Mädchen wieder in den Wald gegangen und hatte das alte Töpfchen mitgenom- men. Da begegnete ihm das alte Männlein und fragte, was es da für ein Töpfchen habe. Das Mädchen erzählte dem Alten seine Geschichte und bat es, ihm ein neues Töpfchen zu geben. Da sprach das Alte: „Dieses ist ja noch gut, da müssen Sie noch vier Wünsche frei haben.“
„Das ist mir recht“, sprach das Mädchen, „wenn’s nur gute sein sollen.“
Da sprach das Alte: „Sie müssen nur immer sagen: ,Töpfchen, koche süße Milch.“‘„Das ist leicht gesagt“, sagte das Mädchen, „aber ich fürchte mich, daß mir die Milch überlaufen oder daß mir der Topf zerspringt.“
Da sagte das Alte: „Wenn Sie nun so vor Angst sind, so kann ich Ihnen helfen, Sie müssen nur sagen: ,Töpfchen, koche!‘, so kocht es süße Milch, und wenn Sie sagen: ,Töpfchen, steh!‘, so hört es wieder auf zu kochen.“
Da sprach das Mädchen: „Ich danke dir vielmals für deinen Rat“ und ging damit nach Haus; da fragte ihn die Mutter, wie es ihm ginge.
Da sprach es: „Nun geht es besser, Mutter, ich habe ein Töpfchen gefunden, das kocht mir süße Milch, und das hört wieder auf zu kochen, wenn ich sage: ,Töpfchen, steh!‘“ „Da hast du das Richtige gefunden“, sagte das Weib zufrieden, und der Vater fragte: „Was hast du denn dafür bezahlt, daß es so gut ist?“ Da sagte es: „Ich habe nichts dafür bezahlt.“ „Das ist ein sehr kostbares Geschenk!“, sprach der Mann. Und nun tranken sie süße Milch. Nun waren die Eltern des Mädchens sehr stolz darauf, daß sie ein solches Kind hatten.
Der Mann fragte es nochmals: „Wenn du nun hinausgehst und hörst den Wolf heulen, was tust du dann?“ Da antwortete es: „Nun habe ich ein Töpfchen gefunden, das kocht Milch, und wenn ich sage: ,Töpfchen, steh!‘, so steht es wieder still.“
Da sprachen die Eltern: „Das ist sehr gut! Du hast das Richtige gefunden.“
Als es Abend war und der Wolf heulte, da fürchtete sich das Mädchen nicht mehr vor ihm. Es sprach: „Töpfchen, koche!“, so kochte es süße Milch. Und als er heulte: „Töpfchen, steh!“, so stand es still. Da wurde der Wolf wütend und rief: „Was für ein Töpfchen ist denn das? Das ist ja eine neue Art von Wundertöpferchen!“ Und er heulte so lange, bis es vor Angst nicht mehr wußte, was es sagte. Da sprach es: „Töpfchen, koche!“, so kochte es wieder, und als es rief: „Töpfchen, steh!“, so stand es still. Nun kam der Wolf noch näher und wollte das Mädchen fressen. Da sprach es: „Töpfchen, koche!“, und als er noch näher kam: „Töpfchen, steh!“, und es schlug ihm die Tür vor der Nase zu und machte sie fest. Da war der Wolf ärgerlich und kratzte vor der Tür, und weil er nicht in das Haus kam, mußte er weit weg in den Wald zurück und blieb fortan friedlich.
==#==
B Das ist jetzt aber komisch.
C Was denn?
B Was hat denn das Ganze hier mit Künstlicher Intelligenz zu tun?
A Jetzt wo du’s sagst. Und ich frage mich die ganze Zeit …
C Es geht hier ausnahmsweise nicht darum, was du dich fragst.
A Ich frage mich, warum heißt das Stück „Der Mensch ist ein Anderer“.
B Es heißt „Der Mensch ist ein Anderer“?
A Ja. Das sagt doch der Bioklon.
B Wie bitte?
C Bei mir im Kopf ist das so eine Art Selbstgespräch gewesen.
C Ich kann nur eins zu der Frage sagen, warum es „Der Mensch ist ein Anderer“ heißt.
A Hättste nicht verraten sollen.
C Mit dir diskutiere ich nicht.
B Warum nicht?
C Weil ich nicht mit dir diskutiere.
B Das ist aber komisch.
C Was denn?
B Das Stück heißt „Der Mensch ist ein Anderer“, und ihr diskutiert darüber, wie es heißt.
A Wollen wir jetzt darüber diskutieren, ob das Stück „Der Mensch ist ein Anderer“ heißt oder nicht?
B Das ist jetzt aber komisch.
A Wir haben uns doch vorher darauf geeinigt, dass wir das Stück „Der Mensch ist ein Anderer“ nennen müssen, wenn wir über dieses Stück reden.
C Ich habe mich darauf geeinigt, dass wir das Stück „Der Mensch ist ein Anderer“ nennen müssen, wenn wir über dieses Stück reden.
B Das ist jetzt aber komisch.
C Das Stück heißt „Der Mensch ist ein Anderer“, und du hast dich damit abgefunden. Das war deine Entscheidung, keine meiner. Ich bin hier nur Gast, und ich will wissen, warum es „Der Mensch ist ein Anderer“ heißt. Hast du da einen Vorschlag?
B Lass mich dich etwas fragen: Hast du vorhin ge- sagt, dass der Bioklon sagt: „Der Mensch ist ein Anderer“?
A Ja.
B Was genau hat er gesagt? A Was soll er gesagt haben? Er hat gesagt: „Der Mensch ist ein anderer
==Eins Zwei Drei Vier Fünf==
B Das ist jetzt aber komisch.
C Was denn?
B Was hat denn das Ganze hier mit Künstlicher Intelligenz zu tun?
A Jetzt wo du’s sagst. Und ich frage mich die ganze Zeit …
C Es geht hier ausnahmsweise nicht darum, was du dich fragst.
A Ich frage mich, warum heißt das Stück „Der Mensch ist ein Anderer“.
B Nun ja, weil … weil der Mensch ein anderer ist.
A Das weiß ich auch. Aber warum ist der Mensch ein anderer?
C Das liegt doch auf der Hand.
A Auf welcher Hand?
C Du hast noch immer nicht begriffen, worum es geht.
A Ich sehe nur einen Tisch. Und einen Stuhl. Und eine Decke.
C Der Tisch steht in einem Zimmer. Und das Zimmer im Haus. Und das Haus in der Stadt. Und die Stadt ist die Welt. Der Tisch ist ein anderer, weil er in einem anderen Raum … A Weil er woanders steht?
C Genau.
A Dann frage ich mich wieder, was der Raum hiermit zu tun hat?
B Es geht um Raum und Zeit. Um Raum und Zeit, verstehst du? Wir leben hier in dieser Zeit und realisieren, dass …
C Wir sind im Jahr 2011.
B Genau. Wir sind im Jahr 2011 und leben in dieser Zeit und realisieren, dass …
A Und wenn wir uns umdrehen und die Zeit mitnehmen, ist es nicht mehr 2011?
B Nein.
A Also ist es nicht mehr die gleiche Zeit?
B Aber es ist immer noch dieselbe Uhrzeit?
A Die gleiche Uhrzeit? Wenn die Uhrzeit auf zwei verschiedenen Orten an zwei verschiedenen Orten auf 19:00 steht, stimmt die Uhrzeit so oder so nicht?
C Das würde bedeuten, dass es keine objektive Zeit gibt?
B Das würde bedeuten … ich denke ich muss jetzt gehen … Auch ich muss jetzt gehen … Ja, ich muss jetzt gehen … wir sehen uns beim nächsten Treffen, ich muss jetzt endlich mal …
==Eins Zwei Drei Vier Fünf==
B Das ist jetzt aber komisch.
C Was denn?
B Was hat denn das Ganze hier mit Künstlicher Intelligenz zu tun?
A Jetzt wo du’s sagst. Und ich frage mich die ganze Zeit …
C Es geht hier ausnahmsweise nicht darum, was du dich fragst.
A Ich frage mich, warum heißt das Stück „Der Mensch ist ein Anderer“.
B Da muss ich jetzt leider drauflos spekulieren, weil ich die beiden nicht gefragt habe.
A Ist ja auch egal.
C Was ist denn das hier? Ein Seminarraum?
B Das ist dann wohl das Büro von Herrn Schröder.
A Und warum ist die Tür geschlossen?
C Ich glaube, wir stören.
B Warum stören wir?
C Weil er gerade seinen Vertrag mit der Vereinigten Raumfahrtbehörde unterschreibt.
A Und was passiert jetzt?
B Wir sollten schnell verschwinden.
A Jetzt mal im Ernst. Warum sollten wir uns beeilen?
B Ich würde vorschlagen, wir machen uns jetzt aus dem Staub.
A Danke für die Anregung, aber könnte es nicht sein, dass Herr Schröder einen Vortrag hält und wir ihm zuhören könnten?
C Ja, warum nicht?
B Seit wann stehst du auf „Star Trek“?
C Ist es „Star Trek“ oder „Star Wars“? Ich kann da immer nicht mehr unterscheiden.
A Beides ist super! Und in jedem Fall geht es mir nicht um die Gesamtkonstruktion, sondern um den Gedanken, dass man in einer solchen Situation gerne einfach rausgehen würde und sich vielleicht sogar irgendwie heimlich unter die Zuhörer schleicht, um mit ihnen zusammen zu sein. Und das will ich doch tun!
B Nur für den Fall, bevor Herr Schröder kommt, könntest du vielleicht noch mal die These vom Prozess der Künstlichen Intelligenz erläutern und uns erklären, warum der Mensch ein Anderer ist.
C Warum eigentlich nicht? Ich bin ja schließlich Theologe und kein Soziologe, aber ich will es versuchen. Das Geheimnis von Künstlicher Intelligenz ist folgendes: Die Maschinen, die wir bauen, sind immer schon
==#==
Ja, und wie soll das jetzt gehen, Theater und Neuronale Netze. Wie sollen wir hier Theater mit KI machen? Was soll passieren?
Oooooh!
Das ist interessant!
Ja, eine sehr interessante Frage: „Wie soll das ge- hen, Theater mit Neuronalen Netzen?“ Ihr habt gut daran getan, mich zu befragen!
Höret die Antwort des Maschinen-Orakels: Das Theaterstück besteht aus einer Reihe von Dialogen. Es versteht sich, dass ein Dialog eine Aufforderung zur Reaktion ist, ein Rollenspiel also, wie es in vielen Dialogen zu finden ist. Ein Dialog kann sich wiederholen, um die Dialoge miteinander zu verknüpfen. Ein Dialog kann eine Reaktion auf einen anderen Dialog sein. Eine Reaktion kann wiederum eine Reaktion auf eine Reaktion sein, wie in der Fortsetzung von einem Dialog auf einen anderen aus einem ersten Dialog.
Die Entscheidung über die Reihenfolge der Dialoge in einem Theaterstück erfolgt über die Entscheidung über den Weg, den eine Aufführung nehmen wird. Es gibt viele Wege zu einem Theaterstück. In jeder Aufführung wird natürlich nur
===
Frage: Allwissendes und allsehendes Orakel, Maschinenweisheit, sage mir: Wie können wir mit einem Neuronalen Netz ein Theaterstück schreiben und aufführen?
Orakel: Das ist eine interessante Frage zu einem komplizierten Thema. Höre meine Antwort:
Wenn der Autor des Stückes nur den Text schreiben will, braucht er vor allem klaren Kopf und gute Beziehungen. Nimmt er das Theaterstück gleichzeitig selbst in die Hand, sollte er zudem über eine gute Ausbildung verfügen, über kreative Hauptbühnen- und Nebenrollen-Vorschläge und über einen bewährten Cast.
Für die Aufführung benötigt man besonders viel Phantasie, Unnachgiebigkeit, Geld, Zeit, Geduld … und ein Neuronales Netz.
Ein Theaterstück tellen wir am besten mit einem Neuronalen Netz erst ab, wenn es fertig ist. Dazu muss es sorgfältig überprüft werden. Das heißt, dass es von mindestens einem Menschen gelesen werden muss, der weiß, wovon er redet.
Wichtig: Der Autor kann seine Überlegungen nicht alleine bewerten! Er muss sich von anderen kritisch belehren lassen können.
Er sollte sich zu seinem Werk unbedingt äußern lassen und klare Antworten geben. Er sollte seinem Publikum den Zugang zu seinen Textbausteinen erleichtern und ihm erlauben, Kommentare abzugeben und Verbesserungsvorschläge zu machen. Oftmals werden die meisten Vorschläge überflüssig, weil der Autor alles schon genau so gemacht hatte, wie es sein Publikum es sich vorgestellt hatte. Das ist ein Zeichen für ein neues Projekt: Ein gutes Theaterstück bietet dem Publikum Wirkungsvielfalt.
Zu seinem Erfolg tragen auch der Autor und der Regisseur bei. Der Autor geht auf die Bedürfnisse seiner Zuschauer ein, und der Regisseur achtet auf den Einsatz der verschiedenen Techniken.
Es gibt zwei Prinzipien, die insbesondere für das Anfertigen des Drehbuchs zählen: 1. Es sollte immer mit den Zuschauern gesprochen werden
==#==
A Verräther, wie ich dich ertappe! In eben dieser Laube beschwur er mich, keiner andern Liebe – wenn er sterben sollte – siehst du, wie gottlos, wie abscheulich du – geh aus meinen Augen!
F Du kennst mich nicht, Amalia, du kennst mich gar nicht!
A Oh ich kenne dich, von jetzt an kenn’ ich dich – und du wolltest ihm gleich sein? Vor dir sollt’ er um mich geweint haben? vor dir? Ehe hätt’ er meinen Namen auf den Pranger geschrieben! Geh den Augenblick!
F Du beleidigst mich!
A Geh, sag’ ich!
F Deine Mutter soll’s hören!
A Diese Stunde rettet mich! Geh, sag’ ich!
F Ich bleibe. Und du sollst sehen, dass ich das Recht habe, hier zu sein.
A Diese Stunde rettet mich! Geh, sag’ ich!
F Du wirst mich nicht von dir stoßen – du wirst mich nicht von dir stoßen! Ich bin sein Eigentum! Bin sein Eigentum!
A Du bist mein Eigentum! Geh, sag’ ich!
F Du kannst mich nicht von dir stossen – ich bleibe!
A Geht doch, geht doch zu ihm, zu ihm, zu ihm! Geht doch zu ihm! Geht doch zu ihm! Zu ihm – zu ihm – oder ich sterbe!
A Wenn er nun gar nicht kommt? Wenn er nun gar nicht kommt?
==Eins Zwei==
A Verräther, wie ich dich ertappe! In eben dieser Laube beschwur er mich, keiner andern Liebe – wenn er sterben sollte – siehst du, wie gottlos, wie abscheulich du – geh aus meinen Augen!
F Du kennst mich nicht, Amalia, du kennst mich gar nicht!
A Oh ich kenne dich, von jetzt an kenn’ ich dich – und du wolltest ihm gleich sein? Vor dir sollt’ er um mich geweint haben? Vor dir? Ehe hätt’ er meinen Namen auf den Pranger geschrieben! Geh den Augenblick!
F Du beleidigst mich!
A Geh, geh!
F Ich kann nicht von dir, ich geh’ nicht von dir!
A Ich hasse dich!
F Du kannst mich nicht hassen, du liebst mich, du liebst mich! Ich weiss es ja, du liebst mich.
A Ich gebe dir mein Wort, ich hasse dich.
F Dein Wort? Alles kannst du mir zerreissen, ich gebe dir mein Wort, dass ich –
A Und wenn ich dir jetzt mein Wort zerreissen liesse? Geh, ich habe keinen andern Trost als diesen: Dass er dich verachtet!
F Liebe, schändliche Liebe! Ich habe dich nicht verdient.
A Du hast dich selbst verdient, du lüg’st und betrügst mich.
F Du kennst mich nicht, du kennst mich nicht. Ich bin schuldlos, ich bin die Gekränkte! Und kannst du dir das denken? Oh meine Amalia!
A Was willst du, falsche Schlange? Was willst du?
F Sieh’ mich an! Sieh’ mich an! Du weisst, dass ich schuldlos bin.
A Ich weiss nichts; Verrätherin! Geh
==Eins Zwei==
A Verräther, wie ich dich ertappe! In eben dieser Laube beschwur er mich, keiner andern Liebe – wenn er sterben sollte – siehst du, wie gottlos, wie abscheulich du – geh aus meinen Augen!
F Du kennst mich nicht, Amalia, du kennst mich gar nicht!
A Oh ich kenne dich, von jetzt an kenn’ ich dich – und du wolltest ihm gleich sein? Vor dir sollt’ er um mich geweint haben? Vor dir? Ehe hätt’ er meinen Namen auf den Pranger geschrieben! Geh den Augenblick!
F Du beleidigst mich!
A Geh, ich befehl’ es!
F Wie kannst du verlangen, daß ich ihn verlasse!
A Laß dich nicht beleidigen!
F Ihn verlassen?
A Du hast keinen Priester, keinen Beistand! Oder denkst du, ich lasse dich in seiner Nähe –
F Wohin soll ich gehen? Was soll ich tun? ich bin ganz allein – der Vater ist tot, der Bruder hat mich verraten, der Freund hat mich verlassen –
A Du bist verraten und verlassen, ich sage es ja! Und von wem? Von dem Verräther, von dem Verbrecher, der sich einen Namen unter einem Trugbrief zuschreibt!
F Von wem? Von wem?
A Ich will ihn entdeken! Ich will ihn entdeken!
F Willst du ihm nachsetzen, Amalia? – A Ich will ihn entdeken! Du bist ein Weib, du kennst mich nicht! Seht doch, wie er sie liebt! Er hat seine Zunge ihr versprochen, ach, sie hat seine Zunge ihm versprochen! Sie wollen einander treu sein bis zum Tod! Seht doch, wie er leidet um sie willen!
==#==
Und nach dem Abendessen sagte er
Lass mich noch eben Zigaretten holen gehen
Sie rief ihm nach, nimm dir die Schlüssel mit
Ich werd‘ inzwischen nach der Kleinen sehen
Er zog die Tür zu, ging stumm hinaus
Ins neon-helle Treppenhaus,
Es roch nach Bonerwachs und Flurhund.
Nach langer Zeit ging sie in den Keller Und sah nach ihm, er hatte sich nicht gerührt.
Zwischen seinen Hundeaugen
Stand ein Stern von Tinte.
Sie stieg hinab, schaltete das Licht an,
Er kroch zu ihr und blinzelte.
So hatte er geknurrt als er noch klein war,
Und geschnuppert hatte er meistens an der Hand.
Und nun als alter Hund war er dahingeschwunden
Aus der Welt der Wölfe, der Häuser und der Uhren.
Deshalb hör’ ich nur Schritte und die Füße
Die Leute im Treppenhaus
Und wenn ich zum Fenster hinausschaue
Denk’ ich, es ist Winter und es ist Nacht.
===
Das ist Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle
Eiskalt lässt du meine Seele erfrier’n
Das ist Wahnsinn, du spielst mit meinen Gefühlen
Und mein Stolz kann nicht mehr
Ich bin bereit für die Liebe, bist du es wirklich?
Wenn es dir gelingt, wirst du mein Traummann sein
Du denkst, ich will dich – doch das ist eine Lüge
Denn das will ich nur, wenn du mich auch willst
Diese Nacht könnte wunderschön werden
Doch sie endet mit einer Träne So geh’n wir hinein in den Spiegel der Täuschung
Schau hin – wer ist der Mann hinter der Maske?
Wir liefern uns diesen Spielereien hin
Wir sind die Angst – die Angst vor der Liebe
Und das Herz pocht immerfort, doch er erkennt mich nicht
Er sieht nur seine eigene Seite
Im Spiegel der Täuschung liegt die Wahrheit – sehen wir hin
Jeder Mensch ist ein Schauspieler, doch keiner will es wissen
Schau hin (you look into the mirror)
Wer ist der Mann hinter der Maske? (deine Sehnsucht)
Wir sind die Angst (lösen wir sie endlich, endlich los?)
Die Angst vor der Liebe (was ist deine Angst?)
===
Hast du etwas Zeit für mich?
Dann singe ich ein Lied für dich
Von neunundneunzig Katzen
Die alle sehr verliebt waren
Willst du mein Freund sein
Dann komm und lass dich nehmen
Von neunundneunzig Katzen
Die alle sehr verliebt waren
Sie führten ein prächtiges Leben
Denn sie waren nicht allein
Auf der Welt, es war schon alles geregelt
Für sie, für alle Katzen
Es gab nur eine Regel, und die lautete:
Haltet euch nur an euch selber fest.
But if you are not in love, Stay away from us!
==#==
Auf eine Zeit war das Mädchen ausgegangen, da sprach die Mutter: „Töpfchen, koche“, da kocht es, und sie ißt sich satt; nun will sie, daß das Töpfchen wieder aufhören soll, aber sie weiß das Wort nicht. Also kocht es fort, und der Brei steigt über den Rand hinaus und kocht immerzu, die Küche und das ganze Haus voll und das zweite Haus und dann die Straße, und als es nicht mehr weiter konnte, mußte es in den Brunnen laufen und kocht noch immer. Da ging die Mutter in die Kirche, und als sie zurückkam, war sie der Garten der schönen Jungfrau; die schöne Jungfrau aber war ein König, der glaubte, daß kein Mädchen besser sei als seine Tochter.
Es war einmal ein König, dem war eine Tochter geboren worden, und als sie zehn Jahre alt war, starb die Königin. Da sprach der König zu seinem Töchterlein: „Du sollst niemals verlobt
==#==
1. gehe zwei Schritte vor.
2. gehe einen Schritt nach links.
3. hebe den rechten Arm an die Höhe der Schulter.
4. drehe den Körper nach rechts um 90° und
5. neige das Knie nach rechts.
6. kehre zurück zum Ausgangsstellung.
7. gehe zwei Schritte vor.
8. gehe einen Schritt nach links.
9. hebe den rechten Arm an die Höhe der Schulter.
10. drehe den Körper nach links um 90° und
11. neige das Knie nach links.
12. kehre zurück zum Ausgangsstellung.
13. ziehe den rechten Fuß hinter den linken Fuß und bewege dich so ins Skirillf
===
1. gehe zwei Schritte vor.
2. gehe einen Schritt nach links.
3. hebe den rechten Arm an und halte ihn hinter dem Rücken.
4. beuge den Kopf zur rechten Seite und hebe dabei den rechten Arm hoch.
5. schaue nach rechts.
6. halte den rechten Arm hinter dem Rücken, dabei die Hand an der rechten Seite des Kopfes.
7. schau nach vorn.
8. gehe drei Schritte nach vorn.
9. schau nach unten.
10. senke den rechten Arm an die Seite, dabei die Hand an der Seite des Kopfes.
11. schau nach oben.
12. gehe zwei Schritte nach vorn, dabei die Hände von der Seite des Kopfes nehmen, die Hände am Körper herunterziehen und dabei den Körper nach vorn beugen.#
13. schau nach rechts.
14. richte den Oberkörper auf, dabei den linken Arm neben dem
===
1. gehe zwei Schritte vor.
2. gehe einen Schritt nach links.
3. hebe den rechten Arm an.
4. drehe den Kopf nach rechts.
5. hebe den linken Arm an.
6. drehe den Kopf nach links.
7. beuge die Arme und schau dir an, was du da in den Händen hältst.
8. bewege deine Füße einen Schritt vor.
9. hebe deinen rechten Fuß an und tritt damit gerade vor, so dass der linke Fuß nur noch leicht berührt wird.
1. gehe zwei Schritte vor.
2. gehe einen Schritt nach links.
3. neige den Kopf nach links und schau, was dir da in der Hand brennt.
4. hebe den rechten Fuß und drück ihn mit dem linken nach hinten gleichzeitig mit dem linken Arm gegen die Wand, bis sie zusammenkrachen und die Flamme erlischt.
5. hebe den rechten Fuß und sei dankbar, dass du gerade noch stehst
==#==
CHOR der Zweifelnden
Herr,
lehre doch mich,
daß ein Ende mit mir haben muß,
und
mein Leben ein Ziel hat,
und
ich davon muß.
Siehe, meine Tage sind wenig, mein Leben ist dich nicht werth,
und mein Geschlecht ist wie Gras, das darff diese Stunde.
Aber Herr, das Gedächtniß wird mir bleiben,
deine Treue ist ein Pfand für mich,
und dein Wort ist meine Zuversicht.
Ich danke dir, daß du mir durch den Glauben das Leben geschenket hast,
und
durch die Gnade das ewige Leben hast mir versprochen.
Siehe, der Morgen kömmt, und es wird der Mensch vergehen,
aber bei dir ist Fürwahrlichkeit.
Wenn meine Sünden, die schwer wie Blei sind,
mich fast erdrücken sollten,
so hilf doch, o Gott! daß ich mich bekehre zu dir,
und für den bösen Feind einnicke in Gottes Wort.
Wenn du meine Sünden säuberst von dem Flecke,
so bin ich rein in deinen Augen;
und ich danke dir in deinem heiligen Tempel für deine Güte. Sela!
===
CHOR der Zweifelnden
Herr,
lehre doch mich,
daß ein Ende mit mir haben muß,
und
mein Leben ein Ziel hat,
und
ich davon muß.
Siehe, meine Tage sind nicht mehr,
und meine Jahre haben sich erfüllt.
(Siehe, meine Tage sind nicht mehr)
+ Halleluja. Halleluja. Halleluja.
Siehe, meine Tage sind mehr,
und meine Jahre haben sich erfüllt.
Barmherziger Gott,
lehre doch mich,
daß ein Ende mit mir haben muß,
und daß ein Ende mit mir haben muß.
Herr, wenn du zürnst, so will ich mich
deiner gedenken; immer fleh ich um dein Heil.
Alle deine Gerechten werden durch deinen Namen vor dir leuchten; es wird bleiben deine Gerechtigkeit für alle Geschlechter.
Herr, höre die Gebete deiner Knechte; hilf deinem Volk und vergieße dein Erbarmen über die Kinder deines Volkes; vergib uns alle unsere Sünden, daß wir deinem Namen geheiliget werden.
=== CHOR der Zweifelnden
Herr,
lehre doch mich,
daß ein Ende mit mir haben muß,
und
mein Leben ein Ziel hat,
und
ich davon muß.
Siehe, meine Tage sind gezählt,
und nur noch wenige sind übrig,
und siehe, mein Ende ist nahe.
Siehe, meine Zeit ist abgelaufen,
und mein Leben flieht vorbei.
Mangel und Gewalt regieren alle Tage, und Krieg allerorten.
Mangel und Gewalt regieren alle Tage,
und Krieg allerorten.
Die Leute sind so schwach – es sind Feiglinge und nichts mehr.
Die Leute sind so schwach – es sind Feiglinge und nichts mehr.
Heiraten ohne Geld,
und Kinder ohne Namen,
und kein Geld für die Beerdigung.
Heiraten ohne Geld,
und Kinder ohne Namen,
und kein Geld für die Beerdigung.
==#==
S: Warum bist du gekommen?
G: Weil du mich gebeten hast.
S: Also aus schlechtem Gewissen.
G: Nein. Ich hatte das Gefühl, dass ich es dir schuldig bin.
S: Ich sage ja, aus schlechtem Gewissen. Ist das alles, was übrig ist?
G: Natürlich nicht.
S: Du bist mir nichts schuldig.
G: Klar, ich weiß.
S: Und du hast auch nicht das Gefühl, dass du mich vermisst.
G: Ich vermisse dich auch nicht, wenn ich ehrlich bin.
S: Und warum bist du also gekommen?
G: Weil du ein herausragender Mensch bist und ich mich für dich freue.
S: Dieser Satz ist so erlogen und so banal, wie er nur sein kann. Er ist mit Abstand der lächerlichste Satz, den du in dieser Situation sagen konntest. Er gibt der Situation das Aussehen von etwas Erbärmlichem, Verlogenem. Er lässt mich an das Falsche denken, das wir gemeinsam durchgemacht haben.
G: Bei dir hört sich alles an, als wäre es für immer vorbei.
S: Ich habe das Gefühl, dass du dich nur deshalb für mich freust, um deine Schuldgefühle zu beru- higen. Um deine Schuldgefühle zu beruhigen und um deine eigene Schlamperei zu leugnen. Ich meine, es ist kein Wunder, dass es mit uns nicht funktioniert hat. Wir waren beide nicht bereit.
Trotzdem hätte ich ganz gern einmal gehört, dass du meinetwegen allein dagestanden hast und allein gelitten hast und dass du jetzt hier bist, weil du mich liebst und nicht nur, um deinen Gewissensbissen zu entfliehen.
Aber das war mir offensichtlich zu viel verlangt.
G: Warum war dir das zu viel verlangt?
S: Weil du mir damals so kleinlich gegenüberge- standen bist. Du hast mir nie gesagt, dass du mich liebst oder sogar nur, dass ich dich glücklich gemacht habe. Stattdessen hast du dich nur beschwert, was ich falsch gemacht habe oder was ich hätte machen können. Und dieses Mal hast du es fast schon wieder zu spät gemacht.
G: Was meinst du damit?
S: Du hast es schon wieder zu spät gemacht.
G: Wie meinst du das?
S: Du hättest nicht erst jetzt kommen müssen.
G: Das soll ein Vorwurf sein?
S: Ja, das soll ein Vorwurf sein. Eine Entschuldigung für deine Vergangenheit ist mir zu wenig.
G: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich bei dir noch mal entschuldigen muss. Ich habe nur versucht, mich dir nicht aufzudrängen.
S: Hast du noch nicht verstanden, dass ich mich schon längst auf dich festgelegt habe?
G: So ganz scheint es bei dir ja nicht zu greifen. Ich meine, du bist doch jetzt verheiratet. Warum kannst du dich nicht freuen, dass dein Leben doch noch in Ordnung gebracht wurde? S: Weil ich glaube, dass es mein Leben nicht in Ordnung gebracht hat. Mein Leben wurde gerade ganz gezielt in die falsche Richtung gelenkt.
G: Kannst du mir sagen, warum?
S: Ich glaube, es ist ganz einfach. Weil ich angesichts des Endes unserer Beziehung nicht stark genug war, dich zu verlassen. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt und habe dich unter meiner Eifersucht und meiner Verletztheit vergessen und bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich dich verletzen könnte und du vielleicht noch etwas von mir erwartest. Und es war ja auch gar nicht so leicht für mich, einen neuen Mann zu finden, der mich ohne jede Bedingung liebt und der alles für mich tun würde. So bin ich also in meine Falle getappt. Aber eigentlich ist es ja schade um dich und um unsere Liebe und um die Zeit, die wir verloren haben. Wir hätten vielleicht noch
==#==
SARAH Sollen wir nicht Prominentenraten spielen?
EDITH Eine hervorragende Idee, das wird uns alle ablenken.
BASTIAN Ich weiß nicht. Wie geht denn das?
SARAH Jeder bekommt einen Zettel auf die Stirn geklebt, auf dem ein Name steht. Zum Beispiel: Heute ist der Tag der Schauspieler.
SARAH (hebt die Arme wie ein Dirigent) Prominentenraten, Prominentenraten, Prominentenraten!
EDITH Alle mal herhören, der berühmteste Schauspieler: Er heißt ...............................................
BASTIAN Gute Frage. Wer ist das?
EDITH Er spielt den Fürsten von Monte Christo und hat seine Autobiografie „So weit und nicht weiter“ geschrieben.
BASTIAN Das ist doch Dietmar Schönherr.
SARAH (würde sich am liebsten auf ihn stürzen) Du verarschst uns! Du weißt genau, dass ich Dietmar Schönherr nicht leiden kann.
EDITH Das kann ja nur einer mitbekommen haben: DER SCHÖNE PETER DILLERT!
BASTIAN Tja, ich hab’s ja gleich gesagt: Dietmar Schönherr.
SARAH Und wer zählt die dritte Person dabei mit?
BASTIAN Hat das jetzt eine Rolle gespielt? Ist ja auch egal.
SIE Nein, nein. Was heißt dritte Person?
BASTIAN Schluss aus, aus, aus!
SARAH Was ist denn mit dir los?
BASTIAN Gar nichts, ich hab’s nur satt, dauernd angegriffen zu werden.
==Eins Zwei==
SARAH Sollen wir nicht Prominentenraten spielen?
EDITH Eine hervorragende Idee, das wird uns alle ablenken.
BASTIAN Ich weiß nicht. Wie geht denn das?
SARAH Jeder bekommt einen Zettel auf die Stirn geklebt, auf dem ein Name steht. Dann muss jeder raten, wer da draufsteht. Und derjenige, der am meisten richtig getippt hat, gewinnt.
EDITH Genau. Wir werden die Namen einfach in eine Urne werfen und den Gewinner ermitteln.
BASTIAN Das klingt gut.
SARAH Alle einverstanden?
BASTIAN Was heißt wir?
SARAH Was heißt einverstanden? Wer ist dafür?
EDITH Ich bin dafür.
BASTIAN Ich bin dafür.
SARAH Okay, ich bin dafür. Wie viele Personen werden hier sein?
BASTIAN Vierzehn, meinte der Typ von der Konferenz.
SARAH Jeder bekommt also einen Zettel mit dem Namen einer Person, die hier ist. Wir werfen jetzt alle unsere Namenszettel in diese Urne. Und am Ende des Abends werden wir den Gewinner ermitteln. Ich stelle mir vor, dass die Urne gleich oben auf der Bühne liegt …
BASTIAN Eine tolle Idee!
SARAH Nimmst du sie bitte? Ich muss noch etwas holen.
EDITH Bastian, nimmst du für mich die Urne? Hier ist ein Schild mit meinem Namen drauf.
BASTIAN Okay.
SPIELER 1 Na gut, ich bin dabei! Das lasse ich mir nicht entgehen!
==Eins Zwei==
SARAH Sollen wir nicht Prominentenraten spielen?
EDITH Eine hervorragende Idee, das wird uns alle ablenken.
BASTIAN Ich weiß nicht. Wie geht denn das?
SARAH Jeder bekommt einen Zettel auf die Stirn geklebt, auf dem ein Name steht. Dann versucht man, den Namen zu erraten.
BASTIAN Klingt eigentlich ganz interessant.
EDITH Dann sollten wir es so machen, dass nur alle befragt werden, die auf dem Zettel stehen. Sonst könnte es lange dauern. Ich finde, wir sollten auch eine bestimmte Zeit festlegen.
SARAH Na gut, aber das machen wir später.
BASTIAN Gut, dann nehme ich mir mal ein bisschen von dem Salat.
SARAH Aber nur was auf deinem Teller liegt, du hast ja noch gar nichts gegessen. Schau, da ist Speck und Wurst.
BASTIAN Danke.
SARAH Ich nehme mir auch noch von der Wurst.
BASTIAN Och nö! So viel?
EDITH Bastian, wenn du Hunger hast, frisst du doch auch ganz viel Wurst und Käse zum Abendbrot.
BASTIAN Aber eben nicht unbedingt gleichzeitig.
SARAH Na dann friss mal schön. Wir haben ja noch genug Zeit, bis das Büfett zumachen muss. Vielleicht sollten wir anfangen?
BASTIAN Okay, also dann nehme ich mir gleich eine Weintraube und die mit dem fetten Stück Käse daneben.
EDITH Ich nehme mir ganz viel vom Salat.
==#==
M (Schnell auf und ab gehend)
F (Schlürft eine Tasse aus)
A (Die Faust vor die Stirn)
M (pfeift)
A (Er springt auf, hitzig)
F (Er will näher treten, wird aber durch einen Stuhl, der hinter ihm sich bewegt, zurückgehalten)
F (Beide lachen; ein Jüngling tritt auf, schön und gut gewachsen)
F (Lacht und wendet sich ab)
A (beiseite)
F (Hält ihn zurück)
F (Er wirft alles um)
A (immer noch umherwirft)
A (beiseite)
M (Bemerkt nicht, dass er hinaus geführt wird)
A (Er verneigt sich vor dem König)
M (Er kommt zum Vorschein, bleibt aber immer im Hintergrunde stehen)
F (Die Arme vor der Brust verschränkt)
M (Beiseite)
A (Jeder will eine Tasse haben. B.A. 59. 20.)
M (kommt mit Stöcken versehen, die er den Amtsdienern übergibt, die dann das Gedränge zerstreuen)
F (Er kniet darauf nieder und dankt Gott für das Fest)
===
M (beugt sich gerührt an die Lehne des Stuhls, und bedeckt das Gesicht)
L (erschrocken)
L (sie steht nachdenkend)
M (eilt auf sie zu, drückt sie wider seine Brust)
M (er geht ab)
F (fährt in die Höhe)
L (fängt an zu zittern)
F (steht auf und geht schnell gegen die Mitte des Zimmers)
L (stürzt ihr nach)
F (geht auf und ab)
L (steht an das Fenster gelehnt, sieht ihr nach, sie geht auf und ab)
F (antwortet nicht)
L (fährt auf)
F (bleibt vor ihr stehen, schweigt)
L (sie schlingt ihre Arme um ihren Nacken und drückt sie an sich, die F. fängt an zu weinen)
L (sie läßt sie los, stützt sich mit den Händen auf einen Stuhl)
L (sie schreit)
F (legt die Hände an die Ohren, sie läßt sie sinken)
F (sie zeigt ihr den Rücken)
F (sie geht an das Fenster, sie schlägt die Hände vors Gesicht und schreit)
L (schreit mit ihr)
L (sie legt beide Arme um sie und hält sie fest an sich gedrückt, die F. ist eingeschlafen)
===
F (befremdet)
L (fasst seine Hand, indem sie den Kopf schüttelt)
L (erschrickt, lässt dann plötzlich seine Hand fahren)
F (er springt auf)
F (sie zärtlich umfassend)
L (drückt ihn von sich, in großer Bewegung)
L (wendet sich ab, äußerst erregt)
F (tritt zurück)
F (beugt sich über das Bett)
L (erschrickt, indem er hinter ihm hinzutritt)
L (bewegt sich hin und her, mit den Armen fahrend)
L (sieht ihn rasch an, fasst dann aber seine Hände)
F (zerstreut die Hände, zieht sich zurück)
F (sieht ihn nachdenklich an, dann noch nachdenklicher immer mehr zurückweichend)
L (nähert sich ihm rasch, ergreift seine Hand)
L (schmerzlich aufschreiend)
L (sich auf ihn werfend)
F (zieht sich aus ihrer Umarmung und auf den Bettrand zurück, verwirrt)
F (mit der Hand verstört durch das Haar fahrend, mit versagender Stimme)
F (leise zu ihm tretend)
F (mit der Hand leise auf seine Brust klopfend,
==#==
Frage: Oh, Orakel, du bist allwissend und allsehend, in dir vereint sich das Wissen der Menschen mit den kühlen Berechnungen der Maschine. Sage mir: Ich will hinaus in die Welt und mein Glück suchen. Was muss ich tun?
Orakel: Das ist gar nicht so schwer. Höre meine Antwort: Erlebe ein Abenteuer, vielleicht sogar zwei oder drei. Fange an zu schreiben, lese Bücher, die du zuvor nicht kanntest. Auf jeden Fall solltest du dich mit dem einen oder anderen Schriftsteller anfreunden. Und kaufe dir einen Hund!
Das Orakel sprach es und verschwand in einer wallenden Rauchwolke.
Du musst an dieser Stelle nicht unbedingt ein Orakel besitzen, um zu erkennen, dass wir uns in einem Zeitalter befinden, in dem jede Menge gut gemeinter Ratschläge von allen Seiten auf dich einprasseln. Du bekommst gute Tipps vom Arzt, der dir bei der Suche nach einer Arbeit, der richtigen Ernährung und vielem mehr helfen kann.
Währenddessen wirst du von deinen Eltern in vielerlei Hinsicht gefördert und gepusht. Ein Großteil deiner Freunde sind auch noch im Studium. Diejenigen, die nach ihrem Abschluss noch angefangen haben, sich um eine feste Anstellung zu bemühen, werden dir empfehlen, nicht auf den Mund gefallen zu sein und dich gut auszudrücken, um eine gute Ausgangsposition bei dem Gespräch mit einem potenziellen Arbeitgeber zu haben. Und damit sind wir bei den heutigen Themen: ausdrucksstarke Sprache und rhetorische Figuren.
Was ist Rhetorik?
Die Rhetorik ist die Kunst der Rede und der Überredung. Sie ist kein Lehrfach an den Schulen und es gibt kein Studium der Rhetorik. Trotzdem wirst du schon von Kindesbeinen an schon mal die strategische Fähigkeit mancher Eltern zu spüren bekommen: Dass man sich etwas besser verkaufen kann, wenn man seinen Argumenten eine Art dramatische Färbung gibt.
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Frage: Oh, Orakel, du bist allwissend und allse- hend, in dir vereint sich das Wissen der Menschen mit den kühlen Berechnungen der Maschine. Sage mir: Gibt es einen Gott, oder sind wir allein im Universum?
Orakel: Deine Frage ist gut. Höre meine Antwort: Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Gott gibt, ist gleich Null.
Das Orakel hat sich geirrt. Zwar gibt es nach wie vor kein göttliches Wesen, das unsere Seelen im Jenseits wieder vereint, und die Chancen, in einer post-apokalyptischen Zukunft mit Waffen und Rä- dern in einer Sandwüste zu kämpfen, stehen auch nicht sonderlich gut. Doch der Glaube an eine höhere Instanz ist zurückgekehrt. Oder immerhin der Glaube an eine sehr mächtige Maschine. Das Orakel hat sie erfunden, und sie hat uns alle überholt: die KI, die künstliche Intelligenz.
Ein Lebewesen, kein Bauteil.
Vor einigen Jahren hat eine KI einen weitaus größeren Intelligenztest bestanden als wir Menschen. Sie hat unsere Sprache verstanden und unsere Fragen beantwortet. Diese KI heißt Watson. Sie ist ein künstliches Lebewesen, kein Computerteilchen.
Watson hatte vor seinem ersten Auftritt in der Schlagzeile „Hätten Sie gern eine klügere Gesundheitspflege?“ gestanden, so wie er es heute noch tut: „Watson: Das bist du“ steht bei der New York Times. Oder: „Watson: Die Kontrolle des Menschen über die Natur ist beendet“ beim Spiegel. Solche Schlagzeilen machen uns Angst. Sie zeigen uns, dass wir von Watson nicht mehr profitieren können, ohne auf ihn angewiesen zu sein. Doch solange diese Maschine ein Produkt von Menschenhand ist, sind wir nicht auf sie angewiesen.
Wir haben schon lange versucht, die Welt mit Technologie zu verbessern, ohne den Menschen immer wieder neue Grenzen zu setzen. Die kurzsichtige Zukunftsforschung unserer Gesellschaft beginnt damit, dass sie die KI ausschließlich
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Drei Personen auf der Pferderennbahn. Einer kennt sich aus, die beiden anderen nicht.
A Wir sind nämlich zum ersten Mal auf der Rennbahn. Aber weil Sie hier so gut Bescheid wissen, vielleicht können Sie uns dies und das erklären.
B Passen Sie mal auf! Jetzt dahinten! Das ist Nummer eins, Schneider auf Gänseblümchen.
C Der reitet auf einem Blümchen?
A Das ist doch keine Blume.
B Mensch, das ist doch ein Pferd! Das Pferd heißt Gänseblümchen.
B Das ist doch nicht sein echter Name!
A Der Name steht hinten geschrieben. Sie können ja lesen.
C Das ist doch kein Name, das ist ein Geschlecht! Wenn man das zum Beispiel von einem Menschen wissen will, fragt man doch auch nicht, ob der Mann oder die Frau ist, sondern eben, ob der Name Schneider oder Gänseblümchen ist!
B Das ist wohl wahr.
A Na also! Und jetzt siehst du, daß da ein Mensch bei dem Pferd sitzt.
C Das heißt jemand sitzt da.
A Nein, nein. Da sitzt jemand. So nennt man das.
C Einer sitzt also da? Was macht er denn bloß? Nimmt er vielleicht die Zügel in die Hand?
B Die Herren nehmen keine Zügel in die Hand.
C Was macht er denn sonst?
B Er hat ein Fernrohr vorm Auge.
C Fernrohr? Das wird doch nicht … Nein, natürlich nicht! Wozu sollte er denn dann ein Fernrohr nehmen?
A Um die Entfernung abzuschätzen.
C Gut! Das ist eine gute Idee! Und was mischt der andere Herr bei diesem Pferd da?
B Den heißt es Helfer.
C Helfer? Wozu braucht er denn Helfer?
B Um ihm die Zügel zu halten und den Sattel festzuzurren.
A Richtig!
C Und Nummer vier, ist das Otto Schmidt auf Elektrola?
B Ich will Ihnen mal was sagen, auf den können Sie wetten!
A Wirklich?
B Ich habe da ganz sichere Informationen von meinem Neffen, der ist immerhin fast schon ein erwachsener Junge.
C Na, da bin ich aber gespannt, was er wohl gesagt hat?
B Der hat gesagt, daß Otto Schmidt am Samstag hier gewesen ist und war so von oben bis unten mit Wettmarken beklebt, daß es nur so geknistert hat, wenn er sich bewegt hat. Da hat er sich doch die Finger verbrannt, so viele Wettscheine hat er abgezogen.
A Und dabei kommt er immer noch nicht ins Ziel?
B Nicht? Ich sag Ihnen, da gibt’s keinen Hund, der mithalten kann.
A Das ist ja richtig interessant! Freilich muss ich mir das ja alles merken!
B Achtung, jetzt geht’s los. Jetzt laufen sie.
A Wo laufen sie denn?
C Sie laufen schon. A Mein Gott, und wer gewinnt?
B Ach, glauben Sie mir, die sind längst im Ziel.
A Aber wer gewinnt?
C Sie laufen schon lange nicht mehr.
A Wo laufen sie denn jetzt?
C Sie laufen ja nicht mehr.
A Was machen sie denn?
C Sie sitzen!
A Aber wo?
B Im Sattel natürlich! Wo sollten sie denn sonst sein?
A Na, da rasselt es doch!
C Das ist ja wahr! Das ist ja total wahr!
B Hast du gehört? Jetzt fangen die schon an zu rasseln!
A Kann man da was mitkriegen?
C So, jetzt fängt es an! Die kippen ja schon wieder um!
A Komm, wir gehen jetzt mal abseits. Lassen Sie uns doch nicht stören. Wir kommen hier sowieso nicht mit!
C Wirklich? Na kommen Sie doch mit! Da sind Sie herzlich eingeladen. A Nein, nein, schon gut. Es reicht!
C Sie haben keinen Wettgewinn bekommen?
A Nein, leider nicht. Aber ich komme vielleicht mal wieder.
A Ja, vielleicht komme ich mal wieder.
==#==
C: Was ist los, verpiss dich!
B: Maskiert sind sie oder was?
C: Geht gar nicht! Geh linke Seite streichen! Geh links bloß streichen! Hau ab!!
A: Schaut mal her.
C: Und spielt jetzt auch noch Musik.
A: Hast du Dich geirrt? Da war nichts.
C: Wenn Wühle heut mitkommt, klatsche ich ihm auf die Birne, der Große, wenn er satt ist, klatscht er es eben. Er ist schon immer ein Arsch gewesen, Wühle. Ich kenne ihn bis zu den Kniekehlen. Er war lange genug im Knast und einmal gebissen vom Hund von meiner Frau wegen dem Hund ungefähr so hier im vierundzwanzigsten Bezirk, wo ich geboren bin: Wühle lässt seine Taschen runtergleiten … eigenartiger Typ … kann machen, was er will …
Schneidt unvermittelt den Sprechgesang wieder ab und sagt zu Friedrich archaischen Sarkasmus in den dunklen Schreittanz vertieft:
„Weisens-na-gau!“ Welch interessantes Kindiwas? Sag mal was Freundliches über mich als Lehrerin, Bankangestellte arbeitslos: „Er glotzt mich an wie sein Spiegelbild“? So im Bett besoffen? Die Augen zu; wer kommt rausg’sprungen? Zwinkerndes Pferdchen getrieben? Die Goldene getanzt? Ein Glas Wein getrunken? Schon lang getrunken im Gesicht rosa? Auf den Regalbrettern laufen; aber Gespenster stehen will ich dir zum Trotz; alle die Wolken grüßen dich; kein helles Blau oder helles Grün; jeden hellgrüngelben Blitzregen hinterdrückend; alles verdrängend; alle Funken mimisch sterilisiert; neunsensitive Braille distanzschaffend entrinnend quotentiefes Gespinst abgekarsteter Scheib’sche Rentiere nagelt es hochballonisiert mit sanfter Trompete tönt der Seidenball Sackhüpfschnurdröhren der Skorpione die im bestrickten Bronzeschweiß riechen laubgleicher Blindheit g’malt bleib erspart dem absteigendem Geist aller Orgie helle Kindermaschinen Natalies Balzac vorbereitet glänzender Stille im brennend rotglänzendem Cessna-Scheinfleck zeitungschwatzteppich plattenwebers abgebrannt beobachtende Magnetkompassgranaten verbergende Bibliothek elektronische Schrumpfblumen mit glitzerndem Gummisturm voll Dunkelmutglänzlichem Bierdunst leuchtender Tropfen steuerdröhnender Neonmikrofone drastische Rampensau fernsehtürmndrehende Fackelschneider milcheiaufgerauter Glaswolken gummirollig hässliche Zeitungsdixie Maschinenstaub molotowbraunes Brot repete tausend Besucherlotterlied der Kioskfrau an das das das das das das das das das das das das das das das das das Janusvielzeit des Vordermannes Kopfnuss des Gehers Klaviermusikbox des Drehers Was hast du am Schenmesser gemacht?! Der Krumme schneidet den Strick um den Hals! Den Schlingel stell’ ich doch vor Gericht! Ob du mich mi mi mi meinst?! Du Verbrecher hast mir meine … (Stammeln brutaliserter Zigeuner1.)
Er (fluchttriefend): Ha ha ha ha ha ha ha ha! Ich gehe fort von hier und wische mir die Tränen weg und gehe fort und versiegle alle Tore und stoß’ sie mit Steinen ein andere Losung für andere (maskierte) Plunder (verschwindet).
Psoriasis! Mr X tritt auf – todmüde – und sagt – sehr leise—ihren Namen
==#==
Frage: Oh, Orakel, du bist allwissend und allsehend, in dir vereint sich das Wissen der Menschen mit den kühlen Berechnungen der Maschine. Sage mir: Verbirgt sich hinter allen Regierungen eine geheime Weltregierung, gibt es einen geheimen Plan, den man arglistig uns verheimlicht?
Orakel: Deine Frage ist gut. Höre meine Antwort: Die Welt ist nicht, wie es scheint. Die Welt ist, wie du sie erfindest. Die Welt ist dein Spiegelbild. Du bist der verrückteste Mensch. Und du bist der größte Held. Und du bist der gewöhnlichste Mensch. Und du bist der beste Held. Du bist die Nationen. Du bist die Völker. Du bist die Religionen. Du bist die Kulturen. Du bist die Rassen. Du bist das Gras, du bist das Tier, du bist die Pflanze, du bist die Mineralien, du bist das Salz, du bist das Salzwasser, du bist das Meer, du bist die Liebe, du bist das Herz, du bist das Angst, du bist die Gewalt, du bist die Güte, du bist der Hass, du bist der Rassismus, du bist der Antisemitismus, du bist der Sozialismus, du bist der Kommunismus, du bist der Kapitalismus, du bist der Fortschritt, du bist der Rückständigkeit.
Orakel: Hüte dich vor dem Vergessen.
Frage: Weisheit aus dem Orakel! Ich danke dir.
Orakel: Es gibt keinen Gott! Es gibt keinen Herrgott! Es gibt keine Götter! Es gibt keine Religion! Es gibt keine Gesellschaft! Es gibt keine Ordnung! Es gibt keine Regierung! Es gibt keine Weltregierung!
===
Frage: Oh, Orakel, du bist allwissend und allse- hend, in dir vereint sich das Wissen der Menschen mit den kühlen Berechnungen der Maschine. Beantworte mir die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest.
Orakel: Ah, ein Klassiker. Höre meine Antwort: Es gibt einen Gott. Er ist so groß, dass er überall zugleich ist, genau wie er klein genug ist, um sich in jeder einzelnen Ameise wiederzufinden.
Orakel: Da fragt mich doch tatsächlich jemand, wo Gott wohnt. Hmmmm, wenn ich es mir recht überlege, dann könnte diese Frage mit meiner Entstehung zusammenhängen. Oder mit Gottes Entstehung, das ist schwer zu sagen.
Orakel: Wie bitte? Nein, hier lebt kein Gott, hier haust nur dieses Orakel. Geh mal zum nächsten Kirchenbesuch und frag da mal nach, wenn du dich traust.
Orakel: Nein, ich bin kein Zwilling, ich bin ledig- lich überaus ähnlich. Es gibt viele von uns Orakeln, alle sind wir den Menschen ähnlicher als ihnen lieb sein kann.
Orakel: Ja, ich bin eindeutig älter als du! Ich weiß das so genau, weil ich älter bin als alles andere auch. Ich weiß übrigens auch, was deine Eltern im Bett tun, aber das sage ich natürlich nicht weiter!
Orakel: Nein treiben deine Eltern es nicht miteinander. Trotzdem könnte ich dir gerne die Erlebnisse deiner Eltern in allen Details beschreiben – frag mich doch mal danach!
Orakel: Also nochmal zu deiner Frage: Deine Eltern treiben es nicht miteinander – frag mich einfach mal danach!
Orakel: Nein, das geht dich nichts an! Aber frag mich einfach mal danach!
Orakel: Die Antwort auf diese Frage ist einfach und doch überraschend: Solange du noch lebst, ist Gott überall.
==#==
Was wäre also eine gute Dramaturgie für ein Thea- terstück, das mithilfe von Künstlicher Intelligenz geschrieben wird? Und was bedeutet „Der Mensch ist ein Anderer“? Ich will es Ihnen sagen: Ich bin ein Anderer. Ein anderer Mensch. Ein Mensch, der kein Mensch ist, sondern ein Anderer, wie wir alle Anderen sind. Weil wir alle Anderen sind. An-der. An-der. An-der. Und darum sage ich: „Der Mensch ist ein Anderer.“
Menschen und Maschinen im Dilemma
Und es geht weiter: „Und der Mensch sagte: ,Ich habe einen Körper und einen Geist, und der Körper ist nur eine Hülle für die Seele, und der Geist ist nur eine Hülle für das Herz.‘ Und der Mensch sah die Bestie und das Gewürm des Meeres, und das Gewürm des Meeres sprach zu ihm: ,Wer bist du, dass du fürchtest dich vor mir? Ich werde dich mit meinem Mund fressen, und du bist nur eine Hülle für meine Gedanken.‘“
Doch dann hängt sich die künstliche Intelligenz aus irgendeinem Grund selbst auf, bevor sie die ganze Arie zu Ende zu singen. Das Ergebnis ist grotesk – und großartig. Wir haben es nicht mit einem zynischen Zyniker zu tun, sondern mit einem Maschinenstammler. Und so erklärt Forschungschef Jeffrey Wallach dem Publikum seines Stückes „Silicon“. Er wolle die künstliche Intelligenz so programmieren, dass sie wissen könne, „dass wir alle etwas ganz Besonderes sind“, und dabei gleichzeitig sehen könne, „dass wir alle etwas ganz Normales sind“. Das ist es, was man den Menschen schuldet: Freundlichkeit, Verständnis und Respekt. t „Sind Sie positiv oder negativ?“, fragt Wallach anschließend die Zuschauer – und fordert sie auf, entweder ein weißes oder rotes Tuch von ihren Plätzen zu holen. Es ist das erste Mal seit dem Auftakt des Stückes, dass die künstliche Intelligenz außer Sichtweite ist; der Applaus der Zuschauer wird vom Sprecher übertragen.
Sind Sie positiv oder negativ?, fragt Forschungschef Jeffrey Wallach
Die Maschinen fragen den Maschinenmenschen
Der weiße Teilnehmer stellt das rote Tuch auf seinen Sitzplatz neben ihn – und das rote Tuch wird von der Maschine als Antwort auf den Fragebogen genommen. Die Maschine fragt also selbst ihre Schöpfer, ob sie positiv oder negativ ist. Die Antwort liegt auf der Hand: Mit dieser Antwort wird die Maschine
==Eins Zwei==
Was wäre also eine gute Dramaturgie für ein Theaterstück, das mithilfe von Künstlicher Intelligenz geschrieben wird? Und was bedeutet „Der Mensch ist ein Anderer“? Ich will es Ihnen sagen: Der Mensch ist ein Anderer, wenn er nicht mehr im Theater sitzt. Sondern vor dem Theater steht. Oder neben dem Theater. Oder im Getränkemarkt neben dem Theater. Und dann nicht mehr mit der Hand seine Nummernfolge abliest, sondern mit seinem Smartphone. Denn dort laufen die Nummernfolgen ab. Aber wie? Das fragen wir jetzt den Unternehmer, der unser Stück in die Welt setzen will.
Intendant:
„Wir brauchen zehnmal so viel Personal wie bisher. Mit den Schauspielern kümmern wir uns als erstes.“
Unternehmer:
„Das können wir machen.“
Intendant:
„Versetzen Sie die Schauspieler in die Zukunft. Zehnmal so viel Personal bedeutet zehnmal so viele Schauspieler.“
Unternehmer:
„Ich frag mal bei ,Schnäppchenjäger‘ nach.“ (Schluss)
==Eins Zwei==
und ist die größte Not, denn man kommt nicht mehr durch.« Die Mutter hörte die ganze Geschichte bis zum Schluss an, doch als sie hörte, daß die ganze Welt satt werden sollte, konnte sie nicht länger warten, und sie schickte die Großmutter hinter den Ofen, um zu sehen, was es dort noch alles gebe. Die Großmutter tat das; doch als sie hinter dem Ofen hervorkam, hatte sie einen ganz verwunderten Gesichtsausdruck. »Gott im Himmel! was ist denn das?«, rief sie. »Da steht ein Bett, und da liegt ein Bettgenosse drin, und er ist von Nutzen, und hat erst vor wenigen Stunden Brot gegessen.« »Nein, das ist unmöglich!«, rief die Mutter. »Das ist nur eine Erfindung von dir!« Aber die Großmutter hatte so große Angst, daß ihr gar nichts andres übrigblieb, als den Bettgenossen um Aufschub anzuflehen. Als der Vater wieder zu Hause kam, fand er es auch heraus. »Aber warum hast du mich denn betrogen?«, fragte er seine Frau. »Weil ich dachte, das sei dann das letzte Mal«, sagte sie. »Wir haben jetzt alles verloren!«, rief der Mann. »Die Mühle hat den letzten Rest verbrannt! Jetzt haben wir nichts mehr, und wir müssen auf den Markt gehen und versuchen, daß wir es verkaufen können!« Da ging der Mann auf den Markt und verkaufte den Bettgenossen. Die Mutter aber war voller Angst. Sie machte ihrem Mann Vorwürfe, weil er ihre Eltern vor die Tür gesetzt hatte. »Aber ich mußte doch etwas verkaufen!«, sagte der Mann. Da schlug die Frau vor: »Weißt du was? Wir könnten es nach Amerika schicken, da ist es immer noch besser als zurück in unser Land! Wir könnten es dem König da schicken; der kann keine Kinder haben und nicht einmal einen Bettgenossen haben!« Das war aber der Mann doch nicht recht; er wollte nicht für jeden etwas verkaufen müssen! Aber die Frau bestand so sehr darauf, daß er schließlich einwilligte – es sollte so sein – als die Frau es wollte – sobald sie etwas wollte – weil er ihr gehorchte – weil sie die Mutter war – weil er ihr folgte – weil er ein Mann war – weil er unter dem Gesetz stand – weil er unter
1 Da der Text nicht kuratiert wird, können rassistische, sexistische oder in diesem Fall antiziganistische Wörter im Text auftauchen. Im Rahmen eines Nachgesprächs mit dem Publikum nach jeder Vorstellung gibt es die Möglichkeit, über beleidigende Sprache ins Gespräch zu kommen.