In den frühen Morgenstunden, wenn der Verkehr auf dem Boulevard Maria Luiza noch schläft und die TUI-Urlauber mit Brummschädel im Bett liegen, erwacht das Rathaus in Varna, wie mancher hier vielleicht sagen würde, mit teuflischem Gesicht. Schräg beleuchtet von der aufgehenden Sonne, glüht der zwölfstöckig-verglaste Klotz der Stadtverwaltung, den viele am Tag nur im Rückspiegel wahrnehmen, wenn sie mit quietschenden Reifen Richtung Strand abbiegen, zwielichtig rot, fast dämonisch. Der kleine Haufen Geröll auf dem Gehweg fällt davor kaum ins Gewicht. Liegt da, traurig grau, doch immerhin frech mitten im Weg. Dort, wo einmal ein Mensch gestanden hatte. Und also nicht vorbeigegangen war, wie so viele in den letzten Jahren, tagaus, tagein, raus aus dem Gebäude, rein in das Gebäude, Politiker, Angestellte und Menschen, über die man lieber schwieg. Sondern stehen geblieben war an einem frühen, sehr frühen Morgen wie diesem. Sportlich, durchtrainiert, lebensfroh. Ein Mensch, der zupacken konnte. Und nun zupacken wollte. Stehen geblieben auf dem Platz vor dem Rathaus, so dass alle ihn sahen, mit einem Transparent in der Hand – und einem Kanister voll Benzin.
Bulgarien 2013 – das ist das Jahr der Proteste. Das Frühjahr des Zorns, der Sommer der Hoffnungen, der Herbst der Beharrlichkeit. Ein Jahr,...