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Brechts Verwalter
Manfred Wekwerth, der frühere Intendant des Berliner Ensembles, ist tot
von Thomas Wieck
Erschienen in: Theater der Zeit: This Girl: Die Schauspielerin Johanna Wokalek (09/2014)
Manfred Wekwerth wurde in den 1960er Jahren neben Benno Besson und Adolf Dresen zu einem Maßstäbe setzenden Regisseur in der DDR. Im nächsten Jahrzehnt wurde er als Theoretiker geachtet, sein kultursemiotisch orientierter, neue theaterwissenschaftliche Aspekte eröffnender Essay „Theater und Wis- senschaft“ (1970) reüssierte in Ost und West. Begehrt als Regisseur war er schon Mitte der 70er Jahre nicht mehr. Besson, Dresen und Wolfgang Heinz waren für die meisten Schauspielerinnen und Schauspieler in der DDR die Traumregisseure dieser Jahre. Wekwerths Schriften und Inszenierungen der 60er Jahre galten jetzt als Schlusskapitel des Aufstiegs des Berliner Ensembles in den Weltruhm und als erstes Kapitel des Abstiegs in die touristische Attraktivität als Theatermuseum. Aus dem letzten Jahrzehnt der DDR ist wenig über den Theaterkünstler zu berichten. Wekwerth war Professor, Präsident und Intendant. Ob er auch noch Regisseur war, fragten sich viele. Sein Ruhm war historisch geworden. Wie konnte es geschehen, dass das einzige genuin marxistische Theater im deutschsprachigen Raum, das Berliner Ensemble, unter wesentlicher Mitwirkung eines Schülers von Brecht eine kunsthandwerkliche Manufaktur falscher Bilder wurde? Was verführte Manfred Wekwerth weg vom Geist hin zu den Buchstaben der Brecht-Texte?
Im Rückblick mag bereits die von Manfred Wekwerth selbst als seine erste Regiearbeit angegebene Inszenierung „Die...