Das inspirierende Festival
Gedanken zur Theaterpuppe und zum figuren.theater.festival
von Renaud Herbin
Erschienen in: Offen! Das internationale figuren.theater.festival – Erlangen Nürnberg Fürth Schwabach (05/2025)

Die Theaterpuppe als Spiegel, Versprechen, Ahnung …
Die Puppe auf der Bühne, das bedeutet, dem Spiegel unserer körperlichen Existenz beim Aufglänzen zuzusehen. Sich zu bewegen zwischen dem, was lebendig ist, und dem, was es nicht, nicht mehr oder noch nicht ist. Es bedeutet, sich überraschen, sich entzücken und sich vom entstehenden Pulsschlag verwirren zu lassen.
Die Puppe ist das Versprechen eines Werdens. Die Möglichkeit, sich den Körper eines anderen zu leihen, an den Rändern des Menschlichen. Oder sich in einen Baum, einen Felsen, einen Wind, einen Blitz zu verwandeln. Uns mit der eigenen Vorstellungskraft, dem Glauben an uns selbst und an den anderen zu verbinden, Empathie und unsere Fähigkeit zur Verwandlung aufzurufen.
Die Puppe, das ist eine Reise in den Augenblick davor, in den Ursprung und das Loch. Durch das Schwindelerregende ihrer Vergänglichkeit. Ihre Bereitschaft, immer wieder neu geboren zu werden. Die Unbeschwertheit, aus dem Körper zu treten und wieder in ihn zurückzukehren.
Die Puppe, das ist die Offenheit der Materie, des Lichts, des Wassers, des Wachses oder der Erde, ist die Nähe zum Universum. Ein schwebender Schlafwandler, der in Tausenden von Meteoritentröpfchen verdampft.
Die Puppe bedeutet, in Landschaften zu leben – verbindendes Element zwischen der figürlichen Darstellung von etwas...