Die Prätention des Prinzen
Der Autor und Regisseur Ousmane Alédji aus Cotonou, Benin
von Rolf C. Hemke
Erschienen in: Recherchen 77: Theater südlich der Sahara – Theatre in Sub-Saharan Africa (06/2010)
Schon die Erscheinung von Ousmane Alédji gebietet Respekt: Seine zwei Meter Körpergröße sind im subsaharischen Afrika noch um einiges seltener anzutreffen als im wohlgenährten Mitteleuropa. Er ist Prinz einer alteingesessenen Yoruba-Dynastie, einem der prägenden Kulturvölker Westafrikas, das vornehmlich im heutigen Benin und Nigeria lebt. Das Wandertheater der Yoruba war bis zu seinem weitgehenden Verschwinden in den späten 1980er Jahren eine der wenigen klassischen Referenzen des subsaharischen Theaters auch über universitäre Expertenkreise hinaus.
Als Ousmane Alédji mit Anfang zwanzig 1993 sein Théâtre Agbo n’koko in Cotonou/Benin gründete, begriff er seine Theaterarbeit als Pionierarbeit. „Agbo n’koko“ ist der Yoruba-Sprache entnommen, meint „Herausforderung“ und steht für den Versuch, ohne finanzielle Unterstützung, ohne eigenen Theater- oder Probenraum und – zumindest zu Beginn – auch ohne Referenzen professionell künstlerisch arbeiten zu wollen. Die Herausforderungen zu suchen, Risiken und Wagnisse einzugehen, ist bis heute ein prägendes Merkmal der künstlerischen Arbeit Alédjis geblieben.
Er ist einer der wenigen Regisseure im westlichen Afrika, der Texte in Landessprache auf die Bühne bringt, obwohl sich die französischen Theater – die den Gastspiel-Markt für das frankophone Afrika bieten – solchen Produktionen häufig verschließen. Dabei gibt es gute Gründe, in der Muttersprache der Schauspieler zu produzieren. Da die alten Kolonialsprachen in Westafrika...