Wie wurde eigentlich die Currywurst erfunden? Zumindest für die Berliner Lebensqualität ist das ja keine ganz unwesentliche Frage. Marie Schleefs Theaterabend „Name Her“ im Ballhaus Ost jedenfalls gibt darauf eine in vielerlei Hinsicht überzeugende Antwort.
In einer furiosen Slapsticknummer führt die Performerin Anne Tismer vor, wie der Berliner Gastronomin Herta Heuwer eines schönen Septemberabends im Jahr 1949 bei einem buchstäblichen Ausrutscher hinter ihrem Imbisstresen das Currypulver auf die Brühwurst mit dem Tomatenmark fiel. Und weil eine Gastronomin, zumal in den Nachkriegsjahren, natürlich keine Lebensmittel verschwendet, wird der kulinarische Betriebsunfall nicht in der Mülltonne entsorgt, sondern selbstaufopferungsvoll zum Abendbrot verzehrt.
Der Rest ist Legende – und Herta Heuwer nur eine von Hunderten verschwiegener Geschichtsschreiberinnen, denen man in Schleefs achtstündiger Inszenierung begegnet.
Alphabetisch nach Namen geordnet und in vier jeweils neunzigminütige Blöcke sortiert, entblättert sich tatsächlich ein ganzes Lexikon von Blitzableiter-Erfinderinnen und DNA-Entschlüsselerinnen, von U-Boot-Ingenieurinnen, Komponistinnen, Philosophinnen und Autorinnen, das die weitverbreitete These Lügen straft, der Weg des Homo sapiens aus der Steinzeit bis ins Hightech-Zeitalter sei genuin von maskulinem Innovationsgeist gepflastert. Neben vielem anderen ist „Name Her“ auch ein Abend über Frauen, für deren Erfindungen nicht selten männliche Kollegen die Preise eingeheimst haben.
Obwohl weibliche Perspektiven zurzeit ja durchaus en vogue...