Die 1980er Jahre
Keine Interpretation
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
1975 begannen die Regisseurin Elizabeth LeCompte und Schauspieler, die mit Richard Schechner in der New Yorker Performance Group arbeiteten und ab 1980 als Wooster Group auftraten, mit Aufführungen, die ein Grundanliegen des alternativen Theaters der 1960er Jahre, die Emanzipation theaterkünstelischer Darstellungsweisen, radikal weiterführten, sich für ein anderes, die radikal politisch engagierte Kritik gesellschaftlicher Verhältnisse, kaum noch zu interessieren schienen. Ihre kollektiv erarbeiteten Inszenierungen setzten massiv und facettenreich Fernsehen, Videotechniken, Telefon ein, demonstrierten das Kunst-Machen als solches, stellten das Konstruierte, das Gemachtsein der „fiktiven“ Bühnenvorgänge aus, betonend, dass das, was getan und gezeigt wird, gerade das ist, was die Darsteller im jeweiligen Moment (wirklich) tun. Es findet keine Repräsentation statt. In ihren Handlungen sehen sich die Schauspieler nicht an, scheinen auch einander nicht zu hören. Jeder hat gleichsam seinen eigenen, nur ihm gehörigen Raum, Aktionen und Objekte auf der Bühne werden ohne direkte Beziehung zueinander, gleichsam fragmentiert vorgeführt.206 So schaltete bzw. schaltet man improvisierte Aktivitäten ein, die als solche nicht Repräsentationen von „etwas anderem“ sind, sondern unmittelbares Geschehen wie tatsächlich stattfindende Telefonate von Darstellern mit Restaurants, um Grillhuhn, Pizza oder anderes Fastfood ins Theater zu holen. In einem Interview mit Linda Yablonski sagte Elizabeth LeCompte 1991 zur Inszenierung BRACE...