Die Erde ist eine Scheibe. Schräg steht sie auf der Bühne des Basler Theaters, wobei der Neigungswinkel veränderlich ist. Im Extremfall stellt sich dieses Riesenfrisbee auf zur Steilwand. Dabei dreht es sich fortwährend um die eigene Achse. Immerzu. Immerzu!
Wieder einmal hat Regisseur Ulrich Rasche, der auch sein eigener Bühnenbildner ist, seine Akteure in Dauerbewegung versetzt. In „Dantons Tod“ am Schauspiel Frankfurt ließ er sie über rotierende Walzen laufen. Bei seinem München-Debüt am Residenztheater marschierten Schillers Räuber auf gigantischen Förderbändern. Die Inszenierung wurde zum diesjährigen Theatertreffen eingeladen, konnte dort aber nicht gezeigt werden, weil sich – außer der durchs Castorf-Finale blockierten Volksbühne – kein Berliner Theater fand, das die kolossale Kulisse technisch hätte bewältigen können. Die Basler Weltscheibe ist weniger wuchtig, keineswegs aber weniger eindrücklich – ein ebenso düsteres wie zwingendes Sinnbild für eine sich sinnfrei drehende Welt, bevölkert von einer auf der Stelle tretenden Menschheit.
Woyzeck ist eine prekäre Existenz, ein einfacher Soldat, der sich mit Nebenjobs über Wasser hält und zum Mörder seiner Geliebten wird, als die mit einem feschen Tambourmajor durchbrennt. Büchners Stückfragment wird daher gern als erstes Sozialdrama der Theatergeschichte bezeichnet. Das stimmt – und greift doch zu kurz. Büchner war zwar ein politischer Kopf und...