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Unschärfe Stellung
von Kathrin Röggla
Erschienen in: Theater der Zeit: Umkämpfte Vielfalt – Das Theater und die AfD (04/2019)
Assoziationen: Dramatik
Manifeste alleine sind es nicht. Die reichen nicht aus. Inflationär erscheinen sie in diesen Tagen, immer wieder tauchen sie auf, und dann tauchen sie wieder ab, Kundgebungen, Stellungnahmen, öffentliche Positionierungen. Immer wieder erzeugen sie Medienaufmerksamkeit, dann verpuffen sie wieder. Dann wird es wieder still.
Solidaritätsadressen sind gut, reichen aber auch nicht aus. Umso besser, wenn das direkte Gespräch dazukommt. Einfach mal anrufen – braucht ihr etwas? Aber Solidarität zu zeigen reicht auch nicht immer aus, man sollte erst einmal fragen, ob sie überhaupt gewünscht ist und wie sie gewünscht ist. Sich in Verbindung zu setzen reicht insofern nicht aus. Die Frage, wann Solidarität in etwas anderes umschlägt, ist sehr umsichtig im Vorfeld zu stellen. Wann sie übergriffig wird, das kann man schnell übersehen. Es kann manchmal darum gehen, Sichtbarkeit für die Akteure vor Ort zu schaffen, die sich oft seit Jahren gegen Angriffe wehren. Und sie nicht mit der eigenen Sichtbarkeit zu verdrängen. Plötzlich gibt es nur noch Feine Sahne Fischfilet. Plötzlich kommt Berlin. Oder Wien. Und zeigt der Provinz, wie das geht. Mit welchen Mitteln man Solidarität zeigt, das zu fragen reicht auch nicht aus. Die künstlerischen Mittel geraten an Grenzen, weil sie vielleicht von denen nicht wahrgenommen werden,...