Ursina Lardi, Milo Rau, Sie haben an der Berliner Schaubühne das Stück „Lenin“ zur Aufführung gebracht. Was hat Sie zum Thema der Oktoberrevolution und des berühmten Theoretikers und Anführers der Bolschewiki gebracht?
Milo Rau: Das Interesse an dem Thema begleitet mich seit meiner Jugend. Mein Vater war Trotzkist, er gab mir schon sehr früh Bücher über Trotzki, Lenin und die Oktoberrevolution zu lesen. Aber auch über Stalin und den Übergang in die Bürokratie, der das Ende der Revolution bedeutete. Das hat mich immer sehr interessiert. Als der 100. Jahrestag der Oktoberrevolution näher rückte, vor ungefähr zwei Jahren, als wir an „Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs“ arbeiteten, sagten Ursina Lardi und ich – zunächst im Scherz –, dass wir doch ein Stück über die Revolution machen sollten, in dem sie Lenin spielt. Dann wurde es vor einigen Monaten ernst, und wir begannen gemeinsam mit einem Spezialisten, dem Ensemble und den Dramaturgen mit den Recherchen, von der Vorgeschichte der Revolution über das Jahr 1917 bis zum Bürgerkrieg. Wir merkten dann, dass wir für die Umsetzung einen begrenzten Ort mit einem beschränkten Figurenpersonal und einer bestimmten Atmosphäre brauchen würden.
Ursina Lardi: Schnell kamen wir darauf, das Stück in den letzten Monaten von Lenins...