Essay
Aus Krisenerfahrungen heraus politisch handeln
Wie Millennials im Theater das Betriebssystem verändern wollen
Erschienen in: Theater der Zeit: Millennials im Theater – Eine Generation auf der Suche (11/2023)
Assoziationen: Debatte
Millennials werden in Verbindung gebracht mit einer Offenheit gegenüber Neuem und einer Leidenschaft zum Lernen. So heißt es in der Eröffnungsszene des Theaterabends „angry baby, one more time“, der kürzlich beim 32. Bundestreffen der Jugendclubs in Döbeln gezeigt worden ist. Eine ganze Woche verbrachte ich dort mit den Jugendlichen meiner Produktion „Time Busters“ (siehe TdZ 5/23). Der Theaterabend „angry baby, one more time“ vom Theater Marabu aus Bonn führte dabei uns allen, Jugendlichen, Spielleiter:innen und Theaterpädagog:innen, auf äußerst unterhaltsame Weise vor, dass Generationen einander herrlich vergegnen und missverstehen können. Doch was bedeuten Generationen im Theater? Können Unterscheidungen gezogen werden? Was prägte die Millennials und wie prägen sie ihre Gegenwart?
Das Phänomen der Generationen ist kein statistisches Problem, wie einem die Einteilungen suggerieren, die heute überall zirkulieren, sondern ein soziologisches. Welche prägenden Jugenderfahrungen teilen Jahrgänge? Welche Vorstellungen, Erwartungen und Dispositionen werden dadurch kollektiv erzeugt? Bereits 1928 erklärte Karl Mannheim, dass ein Generationszusammenhang durch eine gemeinsame „Partizipation an den gemeinsamen Schicksalen“ erklärt werden könne. Einschneidende Ereignisse (beispielsweise der Erste Weltkrieg) determinieren die Sicht auf Welt und Gegenwart. Allerdings verweist Mannheim darauf, dass nur „ein gemeinsamer historisch-sozialer Lebensraum ermöglicht, daß die geburtsmäßige Lagerung in der chronologischen Zeit zu einer soziologisch-relevanten werde“. So...