Spielpläne ringen um mehr Frauenstimmen, ist doch der klassische Dramenkanon sehr von männlichen Perspektiven geprägt. Sensibilität dafür gibt es vor allem an Häusern, die von Frauen geleitet werden, zum Beispiel am Burgtheater. Direktorin Karin Bergmann und ihr Dramaturgenteam haben ein Projekt aus der Taufe gehoben, das die Frauenquote schlagartig in die Höhe schnellen lässt: Fünf Autorinnen wurden beauftragt, Monologe für Frauenfiguren zu schreiben. Barbara Frey übernahm die Regie. Ein verheißungsvolles Vorhaben, doch die Arbeit im Akademietheater ging nicht richtig auf. Es blieb bei einer Kette von Texten, die zueinander wenig Bezug suchten und fanden.
Der Abend heißt „Ein europäisches Abendmahl“, aber so gemeinschaftlich, wie der Titel annehmen lässt, wird es nicht. Die fünf quer durch die Länder Europas ausgewählten Autorinnen arbeiteten unabhängig voneinander, was zu ganz autonomen Texten führte, die nicht wirklich miteinander kommunizieren, die eigentlich nur höflich nebeneinanderstehen können. Mehr dramaturgische Stütze hätte da sicher gutgetan, um ein integrativeres Texttableau zu erhalten.
Die in Berlin lebende Ungarin Terézia Mora lässt eine ältere Frau namens Mari (Kirsten Dene) zu Wort kommen, welche sich als ehedem Zugewanderte im „Westen“ ein schönes Leben aufbauen konnte, aber nun angesichts der neuen Immigrationswelle resigniert und die Bettler am Supermarkteingang gleichmütig-distanziert wahrnimmt. Elfriede Jelinek lieferte...