Neuköllner Oper
Erschienen in: Andere Räume – Die Freien Spielstätten in Berlin (04/2021)
Assoziationen: Berlin Musiktheater Freie Szene Neuköllner Oper
Die Neuköllner Oper wurde 1977 vom Komponisten und Dirigenten Winfried Radeke als Gegenentwurf zu den bestehenden Opernhäusern gegründet. Der Verein Neuköllner Oper wollte und will Musiktheater aus seiner doppelten Umklammerung lösen: Er will Uraufführungen zeigen, statt sich auf ein eng begrenztes Repertoire zu beschränken, und Stücke über gesellschaftlich relevante Themen inszenieren mit allen zur Verfügung stehenden musikalischen Mitteln, statt Geschichten von gestern zu erzählen.
Nach den Anfangsjahren in verschiedenen Spielstätten zog die alternative Operninstitution 1988 in den Ballsaal der Passage Neukölln in der Karl-Marx-Straße, die der Kaufmann Paul Daedrich 1909/10 errichten ließ. Die Architekten Hoppe/Kiehl entwarfen dafür zwei fünfgeschossige Flügelbauten, die eine öffentliche Ladenpassage mit zwei Höfen flankieren. Sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch die innere Ausstattung mit Kino- und Ballsaal waren damals einmalig in Berlin: Als kommerziellem Zentrum, das auch kulturelle Einrichtungen beherbergt, kommt der Anlage eine große ortsgeschichtliche Bedeutung zu. Um zu den beiden Bühnen – den großen Saal mit bis zu 200 und dem Studio mit bis zu 60 Plätzen – zu gelangen, in denen die Neuköllner Oper bis zu 250 Aufführungen jährlich zeigt, muss man 75 Stufen bis in den vierten Stock des Gebäudes steigen.
In der Freien Szene nimmt das Haus eine Sonderstellung ein: Es...