Wer in diesem Sommer in Athen unterwegs ist, kann in den Fußgängerzonen eine für Europa neue performative Form des Bettelns erleben. Quer über die Pflastersteine hingestreckt trifft man auf leblose Körper, stundenlang liegen sie meist in stabiler Seitenlage reglos da, in der vom Leib weggestreckten Hand den Pappbecher für das Geld.
Wer in diesem Mai in Utrecht unterwegs war, konnte ein ähnliches Szenario erleben: Schlaffe Körper liegen einfach so auf Gehwegen und Plätzen herum. Doch hier in den Niederlanden handelt es sich nicht um Bettler, sondern um Studenten, die der deutsche Regisseur Julian Hetzel kunstvoll im öffentlichen Raum drapiert hat, damit sie die Laufwege der konsumierenden Passanten stören. In Athen herrscht Krise, in Utrecht Festivalstimmung.
In Athen steigen die Menschen stumm über das störende Menschenmaterial, in Utrecht wird das Handy gezückt für das Selfiemit-Kunstzombie.
Dabei hatten auch die Niederlande vor drei Jahren ihre „Krise“, allerdings weniger eine Wirtschafts- als eine Kulturkrise. Die 2012 an die Macht gekommene Mitte-Rechts-Regierung führte mit der Planierraupe einen Feldzug durch die niederländische Subventionslandschaft, der gezielte Zerstörungswille galt bis anhin für mitteleuropäische Maßstäbe als unvorstellbar. Die Schließung von Institutionen und die Auflösung etablierter Gruppen waren die Folgen. In Utrecht führten die massiven Kürzungen dazu, dass die...