Politischer zu sein als in den Jahren zuvor, das hatte sich das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg dieses Jahr auf die Fahnen geschrieben. Unter dem Motto „Mit Sicherheit unsicher“ wollte es ein Kommentar zum „Ausnahmezustand“ der politischen Gegenwart sein, in dem politische Rhetorik und mediale Fiktion, Information und Werbung, Fake News und Real News immer ununterscheidbarer werden. Aber unterhaltsam mit der Realität zu spielen, ist Festivalleiter András Siebold überzeugt, das sollte auch in Zeiten, in denen der US-Präsident direkt aus einer Reality-TV-Show ins Oval Office gezogen ist, besser Sache der Künstlerinnen und Künstler bleiben.
Dass die künstlerische Auseinandersetzung mit politischen Formen dabei nicht nur schmerzhafte Erkenntnisse liefern, sondern auch körperlich richtig schmerzhaft sein kann, konnte man in der ersten Theaterarbeit von Tania Bruguera erleben. Sechzig Jahre nach der Erstaufführung hat die kubanische bildende Künstlerin und Aktivistin mit „Endgame“ eine spannende neue Aufführungssituation für Samuel Becketts „Endspiel“ geschaffen. Für die postapokalyptische Elendsinstallation hat sie einen klinisch weißen Zylinder bauen lassen. Gemeinsam mit achtzig anderen Zuschauern saß man dem hoffnungslosen Spiel um Abhängigkeit, Abneigung und die Ausweglosigkeit von Machtsituationen nicht gegenüber, sondern stand leicht gebückt auf einer von drei Ebenen eines achteinhalb Meter hohen Metallgerüsts und lugte, wie ein Wächter der...