Das Stück steht im Ruf, unspielbar zu sein. Kleist selbst hat die Zweifel an seiner Aufführbarkeit genährt. Dabei ist vielleicht gerade das der Irrtum: zu glauben, dass man die „Penthesilea“ spielen müsste. Ereignet sich doch alles, was sie an Action zu bieten hat, in der Sprache. In Botenbericht und Mauerschau. Michael Thalheimer hat das Trauerspiel daher – ebenso mutig wie angemessen – als Sprachfest inszeniert. Als Feier des hohen Tragödientons. Er wagt viel. Und gewinnt.
Die Bühne, die Olaf Altmann ins Frankfurter Schauspielhaus gebaut hat, ist weniger Spielfläche als vielmehr Präsentierteller. Eine sich nach hinten verjüngende, schräg ansteigende Rampe, auf der die Darsteller schutzlos ausgesetzt wirken. Sie haben nichts als ihre – teils wörtlich zu verstehen – nackte Gegenwart. Und Kleists Verse. Mit minderen Spielern könnte das schrecklich schiefgehen. Abstürzen in ein hohl tönendes Deklamiertheater. Thalheimer aber hat Schauspieler, die Altmanns steile Bühne als Startrampe zum Triumph zu nutzen verstehen. Sie sind nur zu dritt.
Josefin Platt übernimmt ganz allein den Part von Penthesileas Amazonenheer. Im schlichten weißen Trägerkleid erscheint sie wie eine Seherin, die das Unheil, das sich zwischen Penthesilea und dem griechischen Krieger Achilles entspinnt, klar vor Augen sieht und immer wieder eindringlich warnende Worte findet – und...