Im besten Fall ist der Dramaturg der Kritiker im eigenen Haus. Dann ist die Beziehung zwischen Intendanten und Dramaturgen eine fruchtbare, mal engere, mal weitere Partnerschaft. Mit verteilten Aufgaben, Rollen und Strategien, aber mit einer Absicht: der Arbeit am guten Theater. Im schlechtesten Fall ist der Dramaturg der Kritiker im eigenen Haus. Dann ist die Beziehung gescheitert. Beide Fälle kennt jeder Intendant, denn sie entspringen derselben Quelle: dem Berufsstand. Die Dramaturgie ist eine der wichtigsten Abteilungen des Theaters. Sie ist fürs künstlerisch- geistige Profil eines Hauses genauso unverzichtbar wie das Künstlerische Betriebsbüro fürs Planungsgeschäft, die technische Direktion für die Koordination der Gewerke oder die Verwaltung für alle administrativen Vorgänge.
Die Geschichte der Liebe zwischen Intendant und Dramaturg ist also die gleiche wie die Geschichte ihrer Unverträglichkeit. Der eine will immer reden, der andere immer entscheiden. Der eine behauptet, der andere begründet. Der eine regt an, der andere begleitet. Doch es ist das Glück des Widerspruchs, dass sich ihre Haltungen, Aufgaben, Eigenschaften ergänzen. Ihre Auseinandersetzungen prägen das ästhetische Gesicht eines Theaters. Zwischen dem besten und dem schlechtesten Fall liegen also die gemeinsame Arbeit, die Lust, die Verzweiflung an ihr – und nicht zuletzt der Drang zur Ausschließlichkeit, den jeder im künstlerischen...