Das Theater teilt mit der Popmusik die Notwendigkeit, eine überzeugende Inszenierung auf die Bühne zu bringen. So begann vor zwei Jahren ein vierzigjähriger Hip-Hopper bei YouTube zu senden. Mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen hüpfte der hagere Herr durchs digitale Bild und generierte mit „Klaps auf den Po“ einen Erfolg, der in modernen Zeiten unbedingt den Zusatz „viral“ benötigt. „Viral“ bedeutet: ohne Gebrauch der klassischen Medien, ohne die traditionellen Starformate Radio und Fernsehen auf Internetplattformen mehr Geld einzuspielen, als die Produktion kostet.
Romano, bürgerlich Roman Geike, liefert eine gute Blaupause, wie man „viral geht“. Erstklassige Videos, professioneller Schnitt, fachmännische Ausleuchtung, 1080p-High-Definition, dazu belanglose Lustigtexteleien im Deichkind-Soundgewand. Auffällige Haartracht, Satinjacken, Berlin, immer wieder Berlin und souveränes Benutzen der Zusätze des umsatzträchtigsten Marktsegments. Romano rappt, und das nicht böse. Er beschimpft keine Frauen und Kollegen, sondern erzählt davon, wie seine coole Mutti durch die Hood streift. Er droht nicht mit schwerer Körperverletzung, sondern ruft seinen Anwalt an. Kleinhumorige Freundlichkeit sorgt für Aufsehen im Milljöh der Motherfucker.
Eine Million Klicks hier, eine halbe Million dort – Romano beherrscht die digitale Ochsentour via Selbstinszenierung. Der Mann ist gelernter Mediengestalter aus der Berliner Musikerexklave Köpenick, wo außerdem Knorkator und der 1. FC Union residieren. Jeder Poperfolg braucht eine stabile...