Theater der Zeit

martin-linzer-theaterpreis

Schauspiel Leipzig

von Harald Müller

Erschienen in: Theater der Zeit: Schauspiel Leipzig – Martin Linzer Theaterpreis 2017 (06/2017)

Assoziationen: Sachsen Sprechtheater Akteure Schauspiel Leipzig

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Den Martin-Linzer-Theaterpreis 2017 vergibt Theater der Zeit an das Schauspiel Leipzig. Unter der Leitung seines Intendanten Enrico Lübbe ist es dem Ensemble über jetzt fünf Spielzeiten hinweg nicht nur gelungen, ein ehedem leergespieltes Haus wieder zu füllen – mit jährlichen Auslastungszahlen von über achtzig Prozent – sondern es auch zu einem zentralen Ort gedanklicher und künstlerischer Debatte zu entwickeln. Hier wird etwas verfolgt, das nicht den schnellen Einzelerfolg sucht, das dank kluger konzeptioneller Rahmung über das Bühnengeschehen hinausweist und immer ein Ziel hat: den neuen Zuschauer, Jung und Alt. Das Schauspiel Leipzig will im Herzen der Stadt einen Ort der An-, aber auch der Aufregung, des Austauschs, aber auch der Geselligkeit schaffen, um auf die inzwischen sehr unterschiedlichen und sich immer weiter ausdifferenzierenden Erwartungen an das Theater so zu antworten, wie es nur die Kunst, ergo auch das Theater kann. Kennzeichnend für den Leipziger Weg sind die künstlerischen Doppelbefragungen von antiken und zeitgenössischen Stoffen, von Stücken der Moderne, aber vor allem auch von origineller Gegenwartsdramatik, mit der das Haus inzwischen auch überregional Anerkennung und Bewunderung erzielt hat. Dank eines fulminanten Schauspielerensembles und sehr unterschiedlicher und starker inszenatorischer Zugriffe, die nicht nur der Intendant und die beiden Hausregisseure Claudia Bauer und Philipp Preuss verantworten, erringt das Haus immer aufs Neue Wirkungen, die denen der Boom-Stadt Leipzig adäquat zu sein scheinen. Die ersten fünf Jahre Enrico Lübbes in Leipzig zeigen, dass der Widerspruch von mobiler Innovationsfähigkeit und organisatorischer Stabilität eines Ensembletheaters dieser Größenordnung nicht nur zu überwinden, sondern auch fruchtbar zu machen ist. Nur ein Ensemble mit einem festen Kern kann die unterschiedlichen Spielweisen, Formate und Kooperationsformen integrieren und sich und die mit ihnen arbeitenden Regiekünstler in einer Weise weiterentwickeln, die ein Publikum anlocken und halten und vor allem auf diesem Weg mitnehmen kann. Dies ist zugleich auch die Herausforderung für Zukünftiges: dem raschen Erfolg misstrauen, das Studium der sich rasant entwickelnden Stadt nicht vernachlässigen, neue und radikale Impulse für das Ensemble garantieren, sodass sich immer aufs Neue erweist, dass die Aussage, Leipzig sei keine Theaterstadt, längst nicht mehr stimmt. Herzlichen Glückwunsch! //

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