Nachruf
Ein Streiter für das Puppentheater
Zum Tod von Dr. Olaf Bernstengel (1952–2020)
von Lars Rebehn
Erschienen in: double 41: Puppe* – Figurentheater und Geschlecht (04/2020)
Assoziationen: Puppen-, Figuren- & Objekttheater Akteure
Nach schwerer Krankheit ist der Theaterwissenschaftler, Puppenspieler und künstlerische Leiter vieler Puppentheaterfestivals, Olaf Bernstengel, gestorben. Der Urdresdner hatte als Kind zwar Apels Dresdner Marionettentheater und so manche heimische Puppenbühne erlebt, sich aber lange nicht vorstellen können, daraus einen Beruf oder sogar eine Berufung zu machen. Vorgesehen für eine Karriere in der SED, studierte er an der Technischen Hochschule in Magdeburg Marxismus/Leninismus, merkte aber schnell, dass er das nicht für sein restliches Leben machen wollte. Einen Ausweg während seiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent bot sein Engagement in der „Kleinen Bühne“, dem hochschuleigenen Amateurpuppentheater. Bald übernahm er Hauptrollen und versuchte sich als Regisseur. Er besuchte künstlerische Qualifizierungslehrgänge und tauchte immer mehr in die weitgespannte Amateurszene der DDR ein. So wurde auch Gustel Möller, der Direktor des Städtischen Puppentheaters Magdeburg, auf Olaf Bernstengel aufmerksam. Er holte ihn gegen den Widerstand der Partei an sein Haus und machte ihn zum Leiter der Öffentlichkeitsarbeit. Möller initiierte auch die weitere Qualifizierung, indem er sich um den Zugang zu einem theaterwissenschaftlichen Fernstudium an der Universität Leipzig bemühte. Bernstengel begann, zusammen mit Johannes Richter, die Geschichte des Puppenspiels in Magdeburg zu erforschen.
Seit 1982 war Olaf Bernstengel wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Direktor der Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden....