Versuch über Fatzer
Erschienen in: Recherchen 12: Das Politische Schreiben – Essays zu Theatertexten (10/2012)
FATZER sollte die Geschichte von vier Deserteuren erzählen, die 1918 in Mülheim an der Ruhr untertauchen. Sie warten und hoffen auf die Revolution, geraten bei ihren Versuchen, sich im Untergrund Nahrung zu verschaffen, und auch über andere Fragen in Konflikte untereinander und werden – so scheint es nach den Skizzen für den Schluß – am Ende aufgespürt und getötet.
Einer der vier ist Johann Fatzer, einerseits der »findigste«, andererseits radikaler Egoist. Die eine Eigenschaft ermutigt und stärkt das kleine Kollektiv, die andere führt die Spaltung der Gruppe herbei, die Fatzer am Ende liquidieren will. Dieser will für die anderen Proviant herbeischaffen, verstrickt sich aber bei diesen Versuchen in der Stadt in tätliche Auseinandersetzungen, die die Gruppe, die unentdeckt bleiben muß, in Gefahr bringen. Als er zusammengeschlagen wird, helfen ihm die drei anderen nicht, sondern tun so, als kennten sie ihn nicht.
FATZER blieb ein Fetzen. Brechts Arbeit an diesem Projekt zwischen 1926 und 1931 führte nicht zu einem Stück. In dieser Zeit schrieb er jedoch Lehrstücke, zumal die MASSNAHME, schrieb DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE, MAHAGONNY und anderes. Diese Stücke waren, und das unterscheidet sie vom FATZER-Versuch, zu vollenden....