Mauern sind keine Lösung? Vielleicht nicht, aber sie signalisieren eklatante Unterschiede, die offenbar nicht friedlich nebeneinander existieren können. Der wichtigste dieser Unterschiede ist gewiss der zwischen Arm und Reich. Man könnte über die Ambivalenz von Mauern in der Geschichte räsonieren, darüber, dass sich die freien Städte als Erstes Mauern bauten und das Prinzip Stadtmauer bis ins 19. Jahrhundert hinein intakt blieb. Die Chinesische Mauer ist sogar mehrere Tausend Jahre alt, dagegen blieb die Berliner Mauer nur eine kurze Episode.
Aber was sagen uns Mauern über unsere Phobien? Wir wollen natürlich Freiheit, aber ruhig schlafen können wir nur hinter gut verschlossenen Türen. Dieser Angst vor dem Fremden widmet sich in der Residenzspielstätte des Schauspiels in Leipzig-Plagwitz die Performancegruppe God’s Entertainment mit „Die neue europäische Tragödie“. Da wird eine Mauer auf die Bühne geschoben, die einem beträchtlichen Teil des Publikums die Sicht nimmt. Pech gehabt, für alle reicht es eben nicht!
Beim Hereinkommen wird das Publikum von einer Gruppe auf Knien kriechender nackter Männer und Frauen empfangen, die an Hundeleinen geführt werden. An denen zerren sie wild und heulen das Publikum an. So schrill und unsubtil, wie die Performance beginnt, bleibt sie auch. Einigen Zuschauern wird der Ausweis abgenommen, die haben nun...