René Pollesch, Sie haben lange um sogenannte Theaterliteratur, zu der auch dramatisierte Romane gehören, einen großen Bogen gemacht. Seit „Kill your Darlings!“, in dem ein bisschen Fatzer steckte, „Don Juan“ im vergangenen Jahr und nun „Glanz und Elend der Kurtisanen“ von Balzac liebäugeln Sie aber doch damit. Warum?
Die Molière- und Balzac-Trilogien an der Volksbühne waren Ideen, denen ich mich angeschlossen hab. Man hat mich gefragt, und man wusste am Haus natürlich, dass ich jetzt keine Romanadaption oder Klassikerinszenierung machen werde.
Liest man Ihre Laudatio auf Sophie Rois für die Verleihung des Theaterpreises 2012, könnte man aber auch meinen, sie hätte Ihre Liebe zu Klassikern geweckt: Sie spiele, ohne zu aktualisieren. An Klassikern, habe sie anlässlich der „Kameliendame“ gesagt, solle uns das interessieren, was eben vorbei ist. Man solle nicht versuchen, die Gegenwart damit zu erklären. Dennoch, klar, geht es in Ihren Texten um Gegenwart oder besser gesagt: um den zeitlichen Graben. „Glanz und Elend“ kreist um die Feststellung, dass es früher etwas gab, was es heute nicht mehr gibt: die mondäne Geste im öffentlichen Raum, das Spiel. Stattdessen herrsche das Prinzip der Innerlichkeit, des „Sei du selbst“. Was ist dagegen einzuwenden?
Von allem, was ich jemals in Interviews von...